Es gibt Künstler, deren Werke vermitteln Klarheit und Konzentration und beinhalten dennoch eine Spannung, die keine Langeweile aufkommen lässt.

Sean Scullys OEvres gehören zu der Art von Kunstwerken, die man auf den ersten Blick zu kennen meint, und wiederzuerkennen. Sie scheinen von einer Schlichtheit, bei der man denkt: “das könnte ich auch”.
Wenn es so einfach wäre! Was aussieht, wie etwas Stapelei von farbigen Rechtecken, ist ein komplexes Gefüge. Wer die Gelegenheit hat, Sean Scullys Werke von Nahem zu betrachten, sieht: da gibt es mehrschichtige Farbaufträge, Verschiebungen von Linien, die alle durchdacht sind.

Bei dem gezeigten Gemälde fällt gleich auf: die senkrechten LInien sind wie mit dem Lineal gezogen, die Farbflächen wie von Hand zwischenrein gepinselt, das hat fast etwas Provisorisches. Man erkennt: der Wechsel von oben nach unten geschieht zebrastreifig in Kontrastfarben, die Streifen sind unterschiedlich breit und von unterschiedlicher Anzahl.

Auch von links nach rechts werden Wechsel eingehalten, eher kühle Farben wechseln mit eher warmen Farben in der ersten Reihe, aber durch das Verrutschen der Streifen gibt es weiter unten schon Anordnungen von eher warmen Tönen nebeneinander und eher kühlen Farben als nebeneinander liegende Streifenpaare.
Dann kann das Verhältnis von drei warmen zu einer kühlen Farbe wechseln und umgekehrt drei kühle Farben zu einer warmen, so endet es in der letzten Reihe der Rechtecke.

Mir ist nicht bekannt, welche Interpretation man diesem Gemälde geben soll, es wurde vom Künstler “Shutter” benannt, also Jalousie oder Rollladen. Mir fällt noch einiges zum Bild ein, aber der werten Leserschaft soll auch noch Raum für Interpretationen gegeben werden.
In diesem Stil, also vier Säulen mit Streifen in unterschiedlichen Farben, hat Scully weitere Bilder gemalt, mit anderen Farb- und Linienanordnungen. Eines davon heißt “Four Days” und wirkt völlig anders.

 

Sean Scully in der Lisson Galerie, London. Bildquelle https://www.lissongallery.com/artists/sean-scully

 

Dieses Bild hat mich angeregt, aus vorhandenen Spendengarnen eine Decke aus Schläuchen im gleichen Stil zu stricken. Man sieht gleich: keine unterschiedlichen Streifen, die Spannung ist draußen, nicht nur durch die Nutzung der vorhandenen Farben, sondern auch durch die völlig gleichmäßige Anordnung der Streifen. Das ergibt keinen Scully, aber eine schöne warme Spendendecke dank generöser Garnspenden von Barbara, Corinna, Ellen, Susn.

 

Wer sich mit “Sean Scully” durch die Bildersuche einer beliebigen Suchmaschine klickt, wird viele Anregungen für Decken finden.
Meine habe ich danach ausgerichtet, wie die vorhandenen Garne sich so anordnen lassen, dass sie ohne übermäßigen Aufwand gestrickt werden können. Beim Stricken mit dem Handstrickapparat ist man vom Zusammennähen nicht befreit. Die Näharbeit umfasst 16 Meter Naht pro Decke.

 

 

 

Die letzte Decke setzt sich aus verschiedenen Flächen zusammen, die im Kästchenmuster gestrickt sind. Hier wollte ich die Musterwirkung testen, die sich aus verschiedenen Farbkombinationen ergeben. Es ist zwar nicht das herausgekommen, was ich mir vom Design ausgedacht hatte, aber eine schöne, dichte, wärmende Decke für die Spendenkiste. Sie sieht etwas pointilistisch aus, und ich kann die Erkenntnisse für zukünftige Projekte weiter nutzen.

Danke nochmals an die Spenderinnen Barbara, Corinna, Ellen, Susn!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Gedanke zu “Scully gestrickt”
  1. Liebe Michaela!
    Oh, warst Du wieder fleißig! Mein Favorit ist die mittlere, aber die anderen beiden gefallen mir auch!
    Ach, was haben wir doch für ein schönes Hobby!
    Viele liebe Grüße von Annette

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