Rundstricknadeln – ein alter Hut

Es ist ein halbes Jahrhundert her, seit mir meine Großtante Martha stricken beibrachte. Zuvor hatte ich Meter um Meter Strickschnüre auf einer Strickliesl hergestellt, die mein Großonkel Julius aus einer Nähfaden-Holzspule mit vier Nägeln gefertigt hatte.
Die Strick-Schulung erfolgte auf zwei Nadeln aus einem Nadelspiel.
Meine Großtante gehörte zu der Generation, die zwei Weltkriege mitgemacht hatte und dann entscheiden musste, ob sie in Zukunft Französin oder Deutsche sein wollte. Unterrichtet wurde sie noch auf französisch, und es gehörte auch die französische Stricktechnik dazu, die auch ihre Mutter – geboren 1875, gestorben 1970 – anwendete.

Hier kann man ein Slow-Motion-Video sehen. Ich selbst habe es zu beachtlicher Geschwindigkeit gebracht, musste dann aber im Handarbeitsunterricht umlernen auf die „deutsche“ Technik, meine Handarbeitslehrerin erkannte die französische Art nicht an.
Bei der französischen Technik klemmte die lange rechte Nadel übrigens unter den Arm, bei Socken lag die Spielnadel auf dem Oberschenkel oder dem Tisch auf. Es ging auch ohne Aufstützen, wenn man eine Gruppe stricken sah, so hatte eine jede ihre eigene Methode.

 

Meine Großtante besaß auch bereits vor mehr als 60 Jahren Rundstricknadeln, mochte aber nicht gern darauf stricken, und so schenkte sie sie mir. So sieht die Nadel im Detail aus.  Nadel

Der Übergang von der Nadel zum geflochtenen Seil ist sehr glatt, keinerlei Absatz, an dem die Wolle sich verhaken kann.

Das Seil ist ein Drahtgeflecht, ausgesprochen biegsam, man sollte es jedoch nicht knicken.

Interessant sind die beiden Löcher an den Nadelspitzen.
Die „Lifeline“, die empfohlen wird, wenn man komplexe (Lace-) Muster strickt, war ganz offensichtlich damals schon bekannt.
Man fädelt ein Knopflochgarn oder eine Kontrastwolle durchs Loch und zieht den Rettungsfaden beim Stricken einfach mit. So kann man auch durch einfache Art Strickstücke stilllegen.

LochKlein

 

 

Ein ziemlich hochwertiges Werkzeug. Immerhin wurde damit – zumindest von mir – intensiv darauf gestrickt.

 

 

Ich arbeitete mit den geerbten Nadeln bis vor ca. 5 Jahren, bis sich so nach und nach die Drähtchen aus dem Geflecht lösten und das Garn daran hängen blieb. Mit großem Bedauern warf ich das letzte Exemplar weg.
Neulich war ich auf dem Flohmarkt unserer Tierstation und sah mich nach günstiger Wolle für einen Strick-/Häkelkurs für unsere Flüchtlinge um. Leider war das meiste Garn bereits von Motten angenagt. Aber ich fand dieses Erinnerungsstück an meine Großtante, sogar noch „OVP“, also originalverpackt. Vermutlich stammt die Nadeln aus den 30er/40er Jahren
Den Text auf der Packung möchte ich euch nicht vorenthalten.

HinterseiteTest

 

 

Vorderseite

 

Der Preis damals hätte mich auch interessiert, der war aber nicht mehr zu ermitteln.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

LanArta

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