Genderei und Häkelei

Ich gebe zu, ich liebe Gendern und ja: ich kann’s halt auch.
Mich hat unsere männlich dominierte Sprache schon immer gestört, also von Jugend an. Ich bin keine Aktivistin und werde auch keinem Menschen vorschreiben, ob und wie er oder sie gendern soll.
Mein Ziel ist eine schnörkellose, geschlechtergerechte Sprache. Und wenn ich höre oder lese, das sei irgendwelcher neumodischer Schwachsinn, grätsche ich rein. Vor über dreißig Jahren habe ich meine Diplomarbeit geschlechtergerecht formuliert. Entweder es ist keinem der männlichen Professoren aufgefallen, weil sie sich mehr auf den Inhalt konzentriert haben, oder die Arbeit war so geschmeidig formuliert, dass der Beweis erbracht wurde, geschlechtergerechte Sprache muss weder sperrig noch gekünstelt klingen. Immerhin hat sie einen Preis erhalten, wegen oder trotz der entsprechenden Formulierungen.
Ich sehe es so: wer die entsprechende geistige Flexibilität hat, Empathie, und Gerechtigkeitssinn, tut sich leichter mit dem Aneignen zeitgemäßer Sprache. Sprache an sich ist fließend im ständigen Wandel, so dass früher empfohlen wurde, alle fünf Jahre neue Sprachwörterbücher zu kaufen, im digitalen Zeitalter erfahren die verwendeten Begrifflichkeiten ein permanentes Update. Sprache drückt auch gesellschaftliche Veränderungen aus. Wer da nicht mitgehen will, ja nun, ich werde diese Entscheidung nicht werten.

Letztens habe ich mich in meinem Heimatdialekt, dem Westoberdeutsch, mit anderen übers Gendern unterhalten. Da fand sich große Offenheit. Kein Wunder, Dialektsprecher:innen hatten es schon immer schwerer, sich verständlich zu machen, und sie hatten es schnell raus, wie auf alemannisch gegendert werden kann. Wir hatten großen Spaß. Das Thema schließen wir mit einem Comic ab, wer die Bildrechte besitzt, ist mir nicht bekannt, gerne füge ich sie ein, wenn sie mir zugespielt werden.

 

Ich muss zugeben: an der Strickfront tut sich nicht viel, ich bin mit vielen anderen zeitfressenden Aufgaben beschäftigt.
Jedoch erreichen mich immer wieder Fragen: was mache ich mit Resten? Dabei geht es um Garnreste, die sich scheinbar nicht harmonisch zu einem Projekt zusammenstellen lassen.
Es gibt jedoch dankbare Modelle, wo sich praktisch alles einarbeiten lässt, diese Decke ist so ein Beispiel. Ich sah sie im Netz und fand dazu auch eine Anleitung. Dankenswerterweise ließ sich das Muster direkt vom Foto arbeiten, und so brauchte ich auch das Kaufmuster nicht.

 

 

 

6 Responses

  1. Diese Decke könnte man auch gut stricken. Schöne Idee!

    Mit dem Gendern tu ich mich schwer….
    Ich hab auch kein Problem damit, dass ich eine Diplom-Urkunde habe, auf der die männliche Form meines Berufs steht, die habe ich auch immer ganz natürlich für mich genutzt (Mathematiker)
    Das Gendern wird in meinem beruflichen Umfeld gerne bis zur Sinnentstellung genutzt. letzte Woche stolperte ich beispielsweise über das Wort: Partner:innennutzen (Hinweis zum Ursprung des Wortes: wir nennen bei uns Kunden jetzt Partner)

    • Das stimmt, gestrickt sähe die Decke auch gut aus, danke für den Tipp!

      Bei meinem Diplom steht:
      Frau Michaela Lanarta hat das Diplom im Fach … erworben.
      Gendern heißt nicht, ad vomicum irgendwelche Sternchen, Doppelpunkte oder Binnen-„I“s zu verstreuen, sondern geschlechtergerecht zu formulieren. Sich auf diese Äußerlichkeiten zu beziehen und das noch zu pervertieren, wie in deinem Beispiel, hat nichts mit geschlechtergerechter Sprache zu tun.
      Gendern ist erlernbar, es gibt sehr schicke kleine Büchlein, die allen zeigen, wie souverän geschlechtergerecht formuliert werden kann.
      Ich habe für eine Frauengruppe einen Workshop angeboten „Gendern im Schlendern“.
      Es kamen auch männlich konnotierte Personen, die wollten so gerne white-old-CIS-man-mäßig rumdiskutieren, also Mansplaining, das war aber nicht Kursinhalt.
      Wir haben einen Spaziergang gemacht, mit verschiedenen Stationen zum Thema „Gendern“. So können sich die Teilnehmenden besser merken, wo welche Form genutzt wird.
      Partner:innennutzen: solche Gruseseletts (Einzahl: Gruselett/sächlich/das/es) würde ich vermeiden. Das ist schon fast eine (unnötige) Abwertung des Genderns und ein ausgezeichnetes Beispiel für Gendersprech-Bashing.

        • Die Teilnehmenden haben keine Kursunterlagen bekommen, ich habe das nur stichwortartig für mich vorbereitet, damit kannst du vermutlich nichts anfangen.
          Heute bin ich nach Mainz zu einer Tagung, ich hörte unterwegs Radio und war begeistert, dass auch in den Sendungen (besonders im Deutschlandfunk) geschlechtergerecht formuliert wird. Und es klingt ganz geschmeidig.

  2. Luise Pusch hat mir seinerzeit (ihrerzeit?) die Augen geöffnet : “ Die Menstruation ist bei jedem anders“…

    Die Häkeldecke ist einfach schön.

    chatts

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