Entsorgung Teil zwei

Das “Abenteuer Abfallentsorgung” vom letzten Beitrag findet seine Fortsetzung. Ich habe einen weiteren halben Meter Aktenordner geleert, und auch der Angetraute konnte ein paar Kilo Daten ausmisten.
Einen Termin bei der Aktenvernichtung, also dem Profireißwolf konnte online gebucht werden. Für den Vernichtungsnachweis der Daten musste die Anschrift hinterlegt werden. Dabei wurde zwischen persönlichen und superpersönlichen Daten unterschieden, letzteres sind beispielsweise Mandantendaten.
OK, ich fuhr also mit zwei Kartons gen Norden, die Schredderprofis logieren laut OpenStreetMap (der datengeschützten Alternative zu GuugelMaps) zwei Minuten von der Autobahn entfernt. Die Straße und die Hausnummer fand ich ohne Navi. Dann wurde es auf dem riesigen Gelände schwierig: der Name der weltweit tätigen Firma stand nirgends, dafür auf einer riesigen Tafel “Sero” in Minischrift, ich interpretierte das als “Sekundärrohstoffhandel” und schlug den Weg um Halle 1, 2 und 3 ein. Ein Mann beförderte mit einer Flurfördermaschine Zeug auf menschenleerem Gelände, und ich fragte ihn nach der gesuchten Örtlichkeit.
Dort angekommen standen zwei Männer in Unterhaltung, die schickten mich wieder 100m zurück, ich solle dort die Klingel betätigen.
KLINGEL stand da in 20cm hohen Buchstaben, und ich nutzte sie. Ein Mann brüllte irgendwoher “Ja?” Und ich antwortete, ich sei der Termin für die Aktenvernichtung. Den Rest schildere ich im Original.
Mann: Chömme Sie do ahne. Ah, do stoht jo Ihres Auto, wie viel hän Sie denn?
Frau LanArta, den Kofferraum öffnend: diese beiden Kartons.
Mann, die beiden Kartons blitzartig in einen Schub-Aluwagen hievend: Isch des scho alles? Chömme Sie eifach mit mr mit.
Frau LanArta folgt dem Herrn in eine Riesenhalle, aus der Mitte dröhnen Arbeitsgeräusche einer werktätigen Apparatur. Zu dieser führt ein Rollband, ähnlich einem Kofferband auf Flughäfen. Die beiden Kartons werden direkt draufgestellt und treten den Weg zur Verarbeitung an. Dutzende ähnliche Kartons stehen links und rechts des Bandes und warten wohl darauf, dass sie ebenfalls vernichtet würden. Hinter Sichtblenden stehen die Container, die später entplombt werden und auf anderem Weg in die Schnetzelmaschine entleert werden. Von der Ankunft an bis jetzt war vielleicht eine Minute vergangen.
Mann: Bruuche Sie ä Vernichtungsnochwies?
Frau LanArta: Nein, was bin ich Ihnen denn schuldig?
Mann: Wäge so ‘ne me Muckeschiss hock ich mich nit gern an de Schriebtisch. No simmer fertig un Sie chönne go.
Frau LanArta bedankt sich artig für den kostenlosen Service und tritt nach zwei Minuten Aufenthalt den Rückweg an.
So weit der Dialog in Westoberdeutsch, also Alemannisch.
Abläufe ohne unnötiges Geschwafel und Redundanzen: so liebe ich es.

Als nächstes werde ich alte Fotos und Negative ausmisten. Ich freue mich schon auf das Gespräch mit der Frau Abfallberatung, ich werde mir meinen Part des Dialogs so ausdenken, dass ich maximalen Spaß habe.

Momentan habe ich Spaß: ich treffe mich mit einigen Strickfreundinnen in Uder. Für einen Arbeitsraum haben wir vor zwei Jahren diese Collage gearbeitet. Eine jede von unserer Strickgruppe liefertre Beiträge, die Vorgabe lautete: Gelb-Rot-Orange-Töne.

 

LanArta

2 Responses

  1. herrlich. ich habe heute Zinn entsorgt – die Reste vom Zinn Gießerei -Hobby meines Vaters. War ähnlich entspannt. allerdings muss man u.a. einen festen Wohnsitz in Deutschland mittels Personalausweis oder Aufenthaltstitel nachweisen. der einpraegsame Satz der Schrottfachkraft war: eine Person ohne festen Wohnsitz kann keinen Schrott besitzen.

    • Hahaha! Ja, so ganz stimmt das nicht, wenn ein Wohnsitzloser einen Einkaufswagen abgibt, kann das Schrott sein.
      Zinn habe ich einmal verkauft, man bekommt nur noch den Metallwert nach Gewicht hierzulande.