Neulich bei der Abfallberatung
Dem unerwartet aufgetretenen Impuls auszumisten habe ich mich nicht lange widersetzt, so oft tritt der nicht ein. Es geht weniger um die Entsorgung überflüssiger Dinge, die weder repariert noch recycelt werden können, sondern um das lästige Sichten von Aktenordnern und das Entfernen überflüssiger oder veralteter Dokumente.
Als ich einen halben Meter Aktenordner entleert hatte, waren einige Kilo von Dokumenten mit persönlichen Daten zusammengekommen, die in einem recht kleinen Karton Platz hatten. Man stelle sich fünf Pakete mit je 500 Blatt Kopierpapier vor, so viel war es ungefähr.
Bisher konnte ich kleinere Mengen immer in einem Büro schreddern, in dem mir der Profischredder aka Aktenvernichter, aka Reißwolf zur Verfügung stand. Schon dieser benötigte nach einer gewissen Zeit eine Pause um den Motor zu kühlen. Und schon für nur die Hälfte der aktuellen Entsorgungsmenge benötigte ich einige Stunden. Da musste eine andere Lösung her.
Es wurden auch jede Menge DVDs und CDs ausgemustert, die neuen Klapprechner haben dafür kein Laufwerk mehr. Allerdings wollte ich die Scheiben nicht einfach wegwerfen, sondern dort abgeben, wo sie auch recycelt würden.
Ich rief also bei der Abfallberatung unseres Landkreises an, dort vermutete ich kompetente Menschen, die mit meinen simplen Fragen vermutlich unterfordert wären. Nach 8,5 Minuten in der Warteschleife meldete sich eine Frau mit entfernter Stimme, der Hörer lag wohl auf dem Schreibtisch.
Frau LanArta nach einer artigen Begrüßung: wo könnte ich denn unsere alten CDs abgeben, damit die Beschichtung recycelt wird?
Frau Abfallberaterin: die bringen Sie auf den nächsten Recyclinghof.
Frau LanArta: was machen die dann damit? Kommen die in eine Recyclingfirma oder werden sie vernichtet?
Antwort von Frau Abfallberaterin: Na, die werden dort recycelt, es ist ja ein Recyclinghof.
Ich Doofnuss: dass ich darauf nicht selbst gekommen bin!
Frau LanArta nutzte vor dem Anruf bei der Abfallberatung die Suchmaschine ihrer Wahl, um nach Firmen zu recherchieren, die angelieferte Daten auf Papier der Aktenvernichtung zuführen. Frau LanArta findet nämlich, dass es sich nicht lohnt, sich für 178 € einen Container liefern zu lassen, der dann befüllt wieder abgeholt wird. Nicht für eine Menge von ca. 5kg, die in einen Schuhkarton passt.
Frau LanArta stellte der Frau Abfallberatung eine zweite Frage: wo kann ich private Dokumente mit persönlichen Daten schreddern lassen? Es ist nur ein Schuhkarton voll, aber ein leistungsschwacher Discounterschredder wird dafür nicht angeschafft, ein Büro-Reißwolf für einige hundert Euro auch nicht.
Frau Abfallberaterin: diesen Service bieten wir nicht an, das können Sie in die Papiertonne werfen.
Frau LanArta: das sind Dokumente mit persönlichen Daten, wenn die Tonne umkippt und die Papiere wegflattern, wäre mir das nicht Recht.
Frau Abfallberaterin: Sie können die Papiere ja schonmal mit einer Schere vorschneiden.
Frau LanArta bedankt sich mit letzter Kraft und ringt um Fassung.
Danach findet Frau Lanarta online ein großes Unternehmen ca. 40km entfernt, das Schreddern mit Anlieferung anbietet. Frau LanArta ruft vom Festnetz aus an. Nach 40 Minuten Wartezeit, in der sie umpfzigmal von den Segnungen hört, mit denen diese Firma ihre Kund:innen beglückt, beschließt Frau LanArta, parallel mit dem Smartphone anzurufen. Nach dem ersten Klingeln wird abgehoben.
Das ergiebige Gespräch dauerte 54 Sekunden: online einen Termin buchen, Karton bringen, 20 € Bearbeitungsgebühr, 30 Cent pro Kilo Schreddergebühr. Vernichtungsnachweis ist in der Gebühr enthalten. Im Nachbarort des Profireißwolfs wohnt eine gute Bekannte, die Frau LanArta schon länger mal besuchen will. Passt.
Dann geht Frau LanArta doch gleich mal noch einen halben Meter Aktenordner ausmisten.
na ganz billig ist das ja auch nicht mit 20€ Grundgebühr…. aber immerhin.
Aber der Service fehlt definitiv. Ich stand auch schon öfter vor diesem Problem. Wir haben einen kleinen Shredder daheim, aber für mehr als 20 Blatt ist das auch ne Strafarbeit damit.
Ich hatte letztes Jahr ein Erlebnis der besonderen Art am Schadstoffmobil. Die haben mich de facto mit allen meinen Schadstoffen (alte Dosen mit irgendwas aus der Werkstatt meines Vaters) wieder weggeschickt. für einen Teil davon riet man mir, ca. 30km zu einem anderen Recyclinghof zu fahren. Aber ist das wirklich umweltfreundlich?
Dass man einen Entsorgungsnachweis bekommt, dafür finde ich 20 € OK. Derweil konnte ich auch den Angetrauten motivieren etwas auszumisten, d.h. es ist jetzt schon etwas mehr.
Wenn man richtig ausmistet, ist ein Heimschredder ein Witz.
Das ist eine Frechheit beim Schadstoffmobil, hier muss alles angenommen werden, außer natürlich Atommüll, also Klinikmüll oder Asbest. Alte Lackfarben aber auf jeden Fall.
Ich hätte bei meiner Anfrage bei der Abfallberatung nicht damit gerechnet, dass dort die geföhnte Ahnungslosigkeit sitzt.