Brioche – lecker oder zweifarbig?
Was fällt dem gewöhnlichen Europäer ein, wenn er den Begriff „Brioche“ hört? Naja, „gewöhnlicher Europäer“; doch eher den Ländern rund um Frankreich und noch Österreich dazu. Sie denken an das Hefegebäck, das zum Frühstück oder Kaffee gereicht wird. Wir Grenznahen nehmen es bei einem Einkauf im Französischen Supermarkt immer aus der Bäckereifiliale mit. Es gibt die Brioches auch gefüllt oder mit Hagelzucker bestreut. Zum Glück erliegen die Franzosen nicht der Modeerscheinung, ihre Gebäcke zu amerikanisieren, sondern behalten ihre traditionelle Herstellungsweise bei.
Gut verpackt hält sich die Brioche auch einige Tage und schmeckt dann mit Butter und Konfitüre/Honig noch sehr gut. Es gibt sie in verschiedenen Größen
Gemäß einer Anekdote soll die französische Königin Marie-Antoinette über die arme, hungernde Bevölkerung gesagt haben: „Wenn sie kein Brot mehr haben, sollen sie doch Kuchen essen“. Legt man die originale französische Aussage zugrunde, sieht man: mit Kuchen sind Brioches gemeint. « S’ils n’ont plus de pain, qu’ils mangent de la brioche ».
Als Brioche zum beliebten Strickmuster der (Ur-)Großelterngeneration gehörte – geboren um die Zeit 1900+ – hieß es noch „Patentmuster“. Es gab Vollpatent, wo man ein Reihenmuster unendlich oft wiederholte, Halbpatent, bei dem die Rückseite anders gearbeitet wurde, und tiefergestochenes Patent.
Das herkömmliche Patentmuster ist einfarbig und nennt sich im Englischen „Fishermens‘ Rib“, weil die wärmenden Pullover in diesem Patentmuster, oder Halbpatent gestrickt wurden, die von Fischern bei ihrer Arbeit getragen wurden.
Wann das Patentmuster zu „Brioche“ wurde, wäre noch zu recherchieren.
Patentmuster in zwei Farben besteht aus vier verschieden gestrickten Reihen und zeigt auf einer Seite die eine Farbe, auf der anderen Seite die andere Farbe als erhobene Rippe. Von der verstorbenen Elisabeth Wetsch stammt dieses Foto, bei dem man Vorder- und Rückseite des zweifarbigen Vollpatents erkennen kann.
Auf das gestrickte Patentmuster gehen wir nicht ein, sondern auf gehäkelte Brioche-Muster.
Erstmalig begegnet ist mir gehäkeltes Brioche-Muster 2016, eine Anleitung einer amerikanischen Designerin, die sich „Mamachee“ nennt.
Erkennbar sind Längsstreifen in zwei Farben, in Reliefstäbchen gehäkelt. Die Reliefstäbchen (engl. post stitches) werden in zwei Durchgängen gearbeitet, erst eine Reihe in einer Farbe, dann die andere Reihe in der anderen Farbe. Also kein Durcheinander mit zwei Fäden.
Als nächstes erschien Tatsiana Kupryianchyk auf der Bildfläche mit Anleitungen in Brioche-Häkelei. Die erste wurde 2017 veröffentlicht, Tatsiane berichtet auf ihrer Website, sie hätte den Trend des Brioche-Strickens ins Häkeln übertragen wollen.
Gehäkelte Patentmuster sind nicht reversibel, die Rückseite sieht ganz anders aus, im Gegensatz zu gestricktem Vollpatent.
Meine erste Brioche-Häkelarbeit habe ich hier bereits vorgestellt, die Anthomedusae.
Nun konnte ich erneut nicht widerstehen und habe ein weiteres Design von Tatsiana begonnen. Hierzu kombiniere ich vier Spendengarne in Verlaufsfarben. Die Spendengarne passen gar nicht zueinander, aber ich bin gespannt, wie das Ganze in meiner Variante dann erscheint. Hier ein Musterausschnitt von Tatsiana Kupryianchyk.
Bevor bei mir bedeutsame Ergebnisse zu sehen sind, muss noch einiges gehäkelt werden. Ich kann jetzt schon sagen: die erste Kachel ist ganz schön schwer und folgt beim Häkeln der Schwerkraft. Gut ist, wenn man eine Größe erreicht hat, bei der die Häkelarbeit auf dem Schoß aufliegen kann.