Warum Häkeldecken?

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Es gibt doch auch so viele schöne Strickdecken! Zweifellos, die gibt es in rauen Mengen. Also: warum Häkeldecken?
In verschiedenen Beiträgen hatte ich schon das ein oder andere Argument genannt

  • Die Decke muss anhand des Zwecks angefertigt werden.
    Eine Decke, die man zum Kuscheln auf dem Sofa nimmt, und die bei Nichtnutzung auch dekorativ sein soll, wird anders angefertigt als eine Decke, die das Potential zum Wärmen, bzw. dem Speichern der Körperwärme in kalter Umgebung haben muss.
  • Viele Strickdecken sind für den letzteren Zweck zu dünn angelegt. Babys und kleine Kinder, die oft im Arm gehalten werden, bekommen zusätzliche Körperwärme ab, die Decken dürfen also dünner und leichter sein.
  • Decken, die den Wärmezweck im Kalten erfüllen, sollten entsprechende Kriterien aufweisen: kompaktere Textur. Granny-Square-Decken erfüllen in meinen Augen die Anforderung nicht: zuviele Löcher, man müsste sie doppelt nehmen. Es braucht wärmende Fasern: also wenig Baumwolle, weil diese zuwenig Luftpolster aufweist. Bei Babydecken im Granny Muster können zusätzlich die Finger oder Zehen hängen bleiben.
  • Wenn man die Muster der Strickdecken anschaut, erfüllen im Grunde nur einige Strukturmuster, Hebemaschenmuster, eventuell fest gestricktes Patent und krausrechts die Anforderungen ansatzweise.
  • Die Größe von Strickdecken spielt ebenfalls eine Rolle: große Decken werden beim Ziehen mehr gedehnt oder gezerrt, die Strickstruktur ist da recht nachgiebig, besonders, wenn die Decke am Stück und nicht in Modulen gearbeitet ist. Überdehnungen führen schnell zu Materialermüdung. Wie erwähnt: das spielt bei der Couchdecke vermutlich keine große Rolle, aber dort, wo die Schlafdecke ein hohes Gut ist, schon.
  • Strickdecken müssen auch eine gewisse Materialdichte haben. Das heißt: mit dickerem Faden fest gestrickt, das kann schnell auf die Gelenke gehen, besonders, wenn die Decke am Stück gestrickt wird. Eine Strickmaschine kann einem diese Mühen abnehmen.
  • Fazit: Strickdecken, wie ich sie für Charity-Aktionen benötige, dürfen nicht zu groß sein und gleichermaßen eine voluminöse und dichte Struktur aufweisen.

Häkeldecken erfüllen die genannten Anforderungen an eine Schlafdecke besser

  • Die Designwelt der Häkelmuster hat sich um ein Vielfaches erweitert: Overlay-Muster, Mosaikmuster, Interlocking-Muster, C2C (von Ecke zu Ecke gehäkelt): diese Namen gab es früher nicht einmal als Begriff, und schon gar nicht als Häkeltechnik. Alle genannten Methoden haben gemeinsam, dass sie partiell oder komplett eine doppelte Lage haben und dadurch warme Luft, bzw. Körperwärme besser speichern.
  • Die Entwicklung dieser Muster entweder als Module oder große Flächen bieten eine Fülle von Möglichkeiten und Varianten und machen Lust aufs Ausprobieren. Die Strickwelt hat im Vergleich weniger Neuerungen erfahren.
  • Ein weiterer Gesichtspunkt darf nicht vernachlässigt werden: Häkeln geht in der Regel schneller: die Fertigstellung schreitet zügig voran, es können mehr Decken in gleicher Zeit gefertigt werden. Bei einer einzelnen Decke, die ich für mich privat anfertige, spielt der Zeitdaktor keine Rolle, aber bei den Bedarfen eines Waisenhauses, das gleichzeitig auch Binnenflüchtlinge versorgt, ist jede Decke bedeutsam.

Die gezeigte Decke ist wieder im Mosaikmuster, mich hat die grafische Gestaltung besonders angesprochen. Ein Beutel mit unterschiedlichen Grautönen aus Barbaras Wollspende harrte auf Verwendung, lange Zeit hatte ich keine Idee, was ich damit anfangen könnte.

Diese Grafik hat mich inspiriert, so schön Retro.

 

© https://www.mapetitemercerie.com

 

Dann fand ich ein Muster, das den Stil sehr gut abbildet, “Mosaic Addiction Blanket” von Melanie Payne.

Alle grauen Garne wurden verarbeitet, dazu 500 g Yak-Mischung. Das Muster ist als Anfängerprojekt in Sachen Mosaikhäkeln gut geeignet und für Fortgeschrittene häkelt es sich fast von selbst.

 

 

LanArta

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6 Responses

  1. Liebe Michaela!
    Die Decke ist wunderschön und sieht richtig edel aus! Ja, in der Häkelwelt hat sich wirklich viel getan in den letzten Jahren, auch wenn gegen das Image “hausbacken” immer noch schwer anzukommen ist.
    Viele liebe Grüße von Annette

    • Liebe Annette,

      herzlichen Dank!
      Ja, hausbacken ist der richtige Begriff! Ich erinnere die früheren Häkelzeitschriften für Kleidung. Ich glaube: außer den Fransenschals habe ich nichts angefertigt.
      Der Hit, in dem ich echte Bewunderung fand, war ein Ensemble im Muschelmuster: knielanger Rock und Bolero in Lila, Rosa und Wollweiß.
      Meine Mutter beauftragte mich Häkeln von Taschentücher-Umrandungen und Basttaschen, sowie diese Mohairschals im Ringelmuster mit Garn auf Röllchen von Georges Picaud.
      Ich vergaß: Zierdeckchen für die Geburtstage der älteren Verwandschaft wurden auch angefertigt. Ich glaube, das hat mir den Rest gegeben, es folgten Jahrzehnte mit Häkelabstinenz.

  2. Liebe Michaela, ich habe in meinem Vorrat noch ca 12 Knäuel Fischerwolle Merino Extrafein (in grau-blau und stahlblau), sowohl Wollbutt Innsbruck in Anthrazit. Wäre dieses Garn für deine Charity-Aktion geeignet? Wenn ja, lasse ich es dir gerne zukommen.
    Liebe Grüsse über die Grenze
    Cornelia

    • Liebe Cornelia,
      seit dem letzten WordPress-Update muss ich wieder einige Zuschriften freischalten.
      Das tut mir sehr Leid, dass es dich getroffen hat.

      Dein Angebot klingt sehr verlockend, vielen Dank! Ich habe früher die feine Chance zum Kombinieren gar nicht erkannt.
      Kann ich mich am Porto beteiligen?

      Liebe Grüße und schönes Wochenende!
      Michaela

      • Wunderbar, hat es geklappt! Gerne lasse ich dir das Garn zukommen. Am Porto brauchst du dich nicht zu beteiligen – ich hoffe, es geht als 2kg Maxibrief ;-). Schickst du mir deine Adresse (per email?).

        • Liebe Cornelia,

          ich freue mich auf kombifreundliches Grau! Aus der Schweiz sogar. Sie liegt so nah und in diesen Zeiten doch so fern.
          Liebe Grüße

          Michaela