Noro – einzigartig

Die meisten Menschen denken bei „Noro“ am ehesten an das Humanvirus, dem man am besten mit Hygienemaßnahmen wie Händewaschen aus dem Weg geht. Und nicht an die Stadt auf den Salomonen-Inseln oder an die wunderbaren Farbverlaufsgarne des gleichnamigen japanischen Herstellers. Eisaku Noro heißt der Erfinder der bunten Farbverläufe, die durch Spinnen und nicht durch Aufdrucken oder Färben erzeugt werden. Das erklärt natürlich auch den vergleichsweise hohen Preis. Den Garnen sieht man an, dass kein Knäuel mit dem anderen identisch ist. Die Geschichte der Entstehung des Noro-Garns schildert Eisaku Noro auf seiner Website, der bekannte Online-Übersetzer hilft einem beim Lesen. Man erfährt beispielsweise: der Herr Noro musste ganz schön Klinkenputzen, bis man seine Erfindung zu würdigen wusste. Die schönen Bilder auf der Website sollte man sich nicht entgehen lassen.

Eine deutsche Noro-Verrückte – ihre eigene Zuschreibung – hat eigens als Abschlussarbeit ihrer Weiterbildung zum Online Marketing Manager eine Noromaniac-Website erstellt, hier erfährt man einiges über Noro in deutscher Sprache.

Ich bekam von „Ulrike aus dem Norden“ schon vor einiger Zeit fünf Knäuel Noro Kirara mit ganz unterschiedlichen Farbnummern geschenkt, die ich bestimmt 200mal in der Hand hatte. Ich konnte mich einfach nicht entschließen, das schöne Garn zu verarbeiten. Es anzuschauen bereitete schon Freude und Dankbarkeit. Die Zusammensetzung besteht aus 51% Wolle, 29% Baumwolle, 10% Seide, 10% Angora. Mehrere Projekte standen Schlange, bis ich mich entscheiden konnte. Tücher, Westen, Röcke, viele Ideen drängten sich auf, aber keins erzeugte den fehlenden Impuls zum Stricken.

Vor über einem Jahr hatte ich eine Art Überwurf aus Mischgarnen vom Flohmarkt mitgebracht, den trug ich praktisch den ganzen Winter hindurch zuhause, denn das Teil winselte geradezu nach Knötchen und Abrieb, seltsamerweise vor allem auf der Vorderseite. Kein Wunder hatte die Verkäuferin das Teil einer bekannten und hochpreisigen Marke für 5 € abgestoßen.
Das Noro-Garn braucht Fläche, um sich zu entfalten, und dann war klar: das konnte es nur auf einem Ärmelponcho oder einem Überwurf. Für die Vorder- und Rückseite legte ich ein Muster aus verkürzten Reihen an, der Rest wurde mit einem Wellenmuster aus einem Japanischen Strickbuch gestrickt, das mir der Angetraute zum Hochzeitstag geschenkt hatte. Dazu verarbeitete ich den Rest des brombeerfarbenen Schurwollgarns von Traub, die es als Lieferanten nicht mehr gibt. Von Zeit zu Zeit findet man noch Restposten des Garn auf Auktionsplattformen.

Die Noroflächen strickten sich wie von selbst, obwohl das Garn aufgrund des Bouretteseidenanteils eher unwillig über die Nadeln glitt. Für die bessere Passform arbeitete ich Schulterkeile ein. Beim letzten Feld in verkürzten Reihen musste ich schummeln, das Garn reichte nicht ganz und die letzten paar Reihen wurden aus einem passenden Farbton aus meinem Vorrat gearbeitet. Das ist ein weiterer Vorteil von Noro: die Farbfülle erleichtert einem, etwas Passendes zu finden. Das Strickstück ist im Dauereinsatz, ich überlege, noch einen Kragen anzustricken.

Vielen lieben Dank, Ulrike, auch für vieles andere!

 

 

 

 

 

 

LanArta

4 Responses

    • Hallo, Angela,

      das ist ja bedauerlich, dass das Garn keine gute Qualität hatte. Die Jacke sieht phantastisch aus. Ich habe schon öfter gehört, dass einzelne Qualitäten grauenhaft versponnen sind und man das Sockengarn definitiv nicht für Socken verwenden sollte. Meine Knäule waren nicht zu beanstanden, wenn man von dickeren Stellen einmal absieht, aber das zähle ich als Ausprägung von Naturgarn.
      Vielleicht hilft es, wenn du einen Beilauffaden in passender Farbe mitlaufen lässt.

  1. Hallo, Annette,

    ja, das musste einmal sein 🙂
    Es sind aber schon wieder Decken in Arbeit, momentan ist die Strickzeit reduziert.

    Eine schöne Adventszeit wünscht

    Michaela

  2. Liebe Michaela!
    Fein, daß Du so etwas Schönes mal für Dich gestrickt hast!
    Viele liebe Grüße von Annette