Wohin mit all den Daten? Die Segnungen des USB-Sticks

Einszweidrei im Sauseschritt läuft die Zeit – wir laufen mit. Schon zu Zeiten von Wilhelm Busch war das Zerrinnen der Zeit nebst seiner Begleiterscheinung – der rasanten Vergänglichkeit von Dingen, Meinungen, Informationen – ein Phänomen, das von Wissenschaftlern, vor allem auch Philosphen, festgehalten wurde. Insbesondere Wissen, oder das was wir dafür halten, verliert oft schnell an Aktualität oder Bedeutung, und nur zu gern wollen wir das erworbene konservieren, manchmal sogar horten.

Schauen wir einmal  auf den Fundus des erworbenen Wissens über unser Hobby, der Handarbeit. Teilweise steckt es in unserem Kopf oder dem automatisierten Ablauf unserer Muskulatur. Stricken oder Häkeln ist wie Schwimmen oder Fahrradfahren, die Abläufe werden wir zeitlebens behalten, sofern unser Gehirn nicht einen schweren Datenverlust erleidet.

Im Laufe der Zeit sammeln sich viele Anleitungen, technische Beschreibungen oder Muster, sei es in Form von gedruckter Hardware, also auf Papier in Form von Heften oder Büchern, oder seit mehr dreißig Jahren auf Speichermedien wie Rechnern, externen Festplatten oder USB-Sticks, die mittlerweile ein größeres Fassungsvermögen haben, als die Rechner, die für die Mondlandung im Einsatz waren. Erinnert sich noch jemand an Disketten? Die Floppy Discs? Die kleinen Disketten waren schon ein Quantensprung zu den Floppys, und dennoch brauchte ich viele Disketten, um meine Diplomarbeit (heutzutage „Master“) mit ihren Bildern zu speichern. Die wenigsten fragen sich, woher das Symbol für „Abspeichern“ kommt. Und die meisten wissen es nicht.

 

Bild ist gemeinfrei

 

So sahen die Disketten aus, die man im Einsatz hatte, um den wertvollen Output zu sichern. Phantasievoll musste man damals obendrein sein, denn man hatte nur acht Zeichen für die Benamsung des Disketteninhalts.

Die USB-Sticks sind bei mir häufig im Einsatz, damit ich jederzeit das benötigte Wissen gezielt einsetzen kann. Gerade, wenn ich unterwgs in verschiedenen Büros bin, finde ich: alle anderen geht es nichts an, was ich so auf dem Rechner habe. Und so sind die erforderlichen Dateien auf einem Stick, den ich – an welchem Arbeitsplatz auch immer – einsetzen kann.
Ich habe einen „Transportstick“, mit dem ich beispielsweise Daten in die Druckerei bringe. Oder ich bin bei einem Auftraggeber, dem ich etwas vorführen will. Oder ich hole anderswo Daten ab. Die Aufzählung breche ich hier ab, das wird sonst langweilig.

Daten, die ich nicht ständig benötige, auf die ich aber bei Bedarf rasch zugreifen will, werden auf USB-Sticks gespeichert. Bei der Arbeit mit USB-Speichersticks gibt es regelmäßig das Problem, dass man die Speichergenies nicht auseinanderhalten kann, sobald man mehrere vom gleichen Typ hat. Ein halbes Dutzend Sticks durchzusehen, auf welchem diejenigen Daten sind, die ich gerade brauche, ist zeitraubend und ineffizient.
Andererseits finde ich USB-Sticks ideal, um auch verschiedene Themen voneinander zu trennen. So habe ich drei Sticks für mein Hobby und drei für häusliche Zwecke, wie Bank, Betreuung, sonstige Unterlagen. Und natürlich den Wanderstick, mit dem ich Daten hin und her transportiere.
Die Handarbeitssticks sind sofort erkennbar, und ich weiß auch, was auf dem jeweiligen drauf ist.

 

 

Die anderen Sticks bekommen ein Schlüsselschildchen, auf dem drauf steht, was drin ist. Man muss nicht unbedingt „wichtige Bankdaten“ draufschreiben, aber so ungefähr kennzeichnen kann man das schon. Mein Wanderstick beispielsweise heißt „Transfer“. Da kann eine jede Namen benutzen, die ihr eingängig sind und den Inhalt zumindest vorstellbar machen.

Parallel dazu kennzeichne ich die Inhalte der Sticks. Üblicherweise erscheint der Name des USB-Sticks, wenn ich ihn in den Rechner stecke. Er hat den hübschen Namen „Wechseldatenträger“ oder den Markennamen. Das ist der Geburtsname aller USB-Sticks. Ich taufe die Sticks um, gemäß dem Inhalt (des Inhalts), der darauf gespeichert ist. Das geht so:

  • Man verbindet den USB-Stick mit dem PC. Sobald er erkannt ist, öffnet man den Windows Explorer (oder Norton Commander)
  • Jetzt den Datenträger mit Mausklick markieren und die Funktionstaste F2 drücken.
  • Nun kann man den vorgegebenen Namen überschreiben. Mein „Transfer“-Stick heißt natürlich Transfer, mein Stick mit Ökologie-Inhalten heißt „Öko“, usw.
  • Die Namenseingabe mit der Enter-Taste abschließen
  • Immer, wenn man den Stick mit dem Rechner verbindet, erscheint jetzt der Name, dem man ihm gegeben hat, auch wenn kein Schildchen dranhängt, sehr praktisch.

Meine Schwiegermutter bekam mit 86 Jahren ihren ersten Computer, ein Tablet. Fünf Jahre später funktionierte die Banksoftware darauf nicht mehr, ein junger Bankangestellter eröffnete ihr, dass ihr Tablet für die neue Software zu alt sei. Meine Schwiegermutter hat getobt, weil sie ein moderneres Tablet beschaffen musste, um weiter Online-Banking betreiben zu können.
Kurz darauf erfuhren wir den wahren Grund ihres Ärgers: sie hätte die Spielstände ihrer mit Virtuosität absolvierten Spiele nicht aufs neue Tablet übertragen können und von vorn anfangen müssen. Geht gar nicht. Sie bekam also ein moderneres Gerät, ein abgelegtes ihres Schwiegersohnes, da klappte es mit der Banksoftware, das alte war dann ihr Spiele-Tablet. Zwei Jahre später ein neues Problem: kein Speicherplatz mehr für die vielen Dateien, vor allem Enkel-Bilder.
Und wir schenkten ihr einen Stick. So ein Stick ist klein und kann unter den vielen Dingen im Haushalt oder in der Handtasche schonmal verschwinden. Eine Zumutung für meine nun 93-jährige Schwiegermutter, die altersbedingt nicht mehr über Adleraugen verfügt. Zum Geburtstag gab es also einen Stick mit Kennzeichnung.

 

 

Meine Schwiegermutter war hocherfreut, vor allem als ich ihr sagte, das gehäkelte Anhängsel sei kein undefinierbares Gekröse, sondern ein mathematisches Gebilde namens Hyperbol mit festgelegten Gesetzmäßigkeiten. Zur Erläuterung hatte ich das Buch „Crocheting Adventures“ von Daina Taimina dabei, die ich in diesem Beitrag bereits erwähnte. Hier auch nochmal der Link zum Vortrag über ihre Häkelgebilde und die mathematischen Grundlagen: Gehäkelte Hyperbole

Meine Schwiegermutter verstand sofort. War sie doch eine der ersten Frauen, die Chemie und Physik an der Freiburger Universität studierten. Ihre Karriere fand jedoch nicht im akademischen Raum statt, sondern sie hatte vier Kinder und unterrichtete später an einer Schule für den zweiten Bildungsweg.
Sie war hochbeglückt, dass der USB-Stick mit der Auffindehilfe in den Tiefen der Handtasche leicht zu sehen und zu ertasten ist.

Ein weiterer Vorteil: ich habe meinen Transfer-Stick noch nie in einem Rechner anderswo vergessen.

Wer sich einige Anhängsel für USB-Sticks oder Schlüssel anfertigen will, findet hier einige Anregungen.