Zwillinge ausgeschlossen

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“Topflappenproduktion” nannte der Angetraute das Tun, bei dem er mich weit vor dem Beginn des Arbeitstages werkeln sah. Unsere Katze hatte mich früh geweckt, an Einschlafen war nicht mehr zu denken. Also häkelte ich zum endgültigen Wachwerden die Bestandteile der in Arbeit befindlichen Charity-Decke.

Und die Auflösung der Frage im letzten Beitrag steht noch an:
Worin besteht die Verbesserung des Originals?
Damaris hat es gleich erkannt: der Farbwechsel wurde in die Ecke verlagert, anstatt ihn seitenmittig durchzuführen, wie in der Originalanleitung. Mit dem nahezu unsichtbaren Tausch der Farben hat man ein durchlaufendes Muster ohne optische Unterbrechung.
Auch Annette sah: etwas störte die Harmonie, obwohl die Häkelarbeit von Jocelyn sehr gleichmäßig ausgeührt ist.

Bildurheberschaft: Jocelyn

 

Wenn vermeidbar, sollte man auffallende Manöver beim Stricken und Häkeln nicht gerade an prominente Stellen legen, wo sie sofort ins Auge stechen. Es sei denn, man möchte etwas sichtbar inszenieren, wie etwa betonte Zu- und Abnahmen.

Der mittige Farbwechsel macht noch ein weiteres vermeidbares Problem: beim Zusammenfügen der Patche muss man achthaben, dass alle auffälligen Wechsel in eine Richtung laufen, sonst erscheint die Fläche später wirr. Man kann argumentieren: ist doch Handarbeit, das kann doch egal sein. Ja, kann es. Ich hab’s aber gern, die Möglichkeiten auszureizen, ein gefälliges Werk zu erzeugen und alle Eventualitäten vorher zu planen. Beim Stricken oder Häkeln möchte ich optimalen Spaß und kein ständiges Aufpassen.

Durch das Garnkonvolut, gut gemischt in Material, Farbe und Textur der Wollen und Garne, konnte es nicht zu doppelten Patchen also zwei gleichen Quadraten kommen. Damit die Decke nicht zu dünn oder zu löchrig wird, habe ich immer zwei Fäden zusammen verarbeitet, mit Nadelstärke 5mm, da ich ziemlich fest arbeite. Das Muster ist wieder der “Moss-Stitch”, den ich in der Zickzackdecke schon angewandt habe. Er ist ziemlich verzugsfrei und voluminös, also für Decken gut geeignet.

Ich selbst wollte die Patche einfach nach dem Zufallsprinzip ordnen. Moment: ordnen und Zufallsprinzip? Schließt sich das nicht aus? Die Quadrate wurden also unsortiert ausgelegt.

 

 

So beeindruckend war das nicht, und so bat ich den Angetrauten um Mithilfe. Wir überlegten, nach welchen Gesichtspunkten sortiert werden soll: von Hell nach Dunkel? Nach Lumineszenz? Nach der Höhe des Schwarzanteils oder des Weißanteils? Von Rot über Grün nach Blau? Umgekehrt? Über die geraden Kanten? Über die Diagonale? Nach den Farben der Mittelquadrate?
Man erkennt: sortieren ist nicht trivial. Ich überließ dem Fachmann das Terrain. Der Angetraute machte sich ans Werk, und wo jemand in Bodennähe werkelt, ist Mithilfe nicht weit.

 

Spätabends wurde das Layout fertig. Falls sich jemand bisher fragte, woher der Begriff “Layout” kommt, das ist die bildhafte Definition: es wird etwas ausgelegt. Noch vor dem ersten Kaffee am anderen Tag wurden Korrekturen vorgenommen, aber schließlich fand auch der Perfektionismus ein Ende.

Dieses sollte die letzte Version sein. Wer sie mit dem fertigen Projekt vergleicht, sieht, dass nochmals Änderungen vorgenommen wurden.

 

 

 

 

Das Ganze bekam noch einen Rahmen und eine Krebsmaschenkante.
Die Decke misst (vor der Wäsche) 120 cm * 170 cm, für das Projekt habe ich über zwei kg Spendengarne verarbeitet.

Wer die Originaldecke nacharbeiten möchte, kann sich die Vorlage auch auf Deutsch bei Ravelry kaufen.

Es liegen noch einige (Häkel-)Projekte in der Pipeline, aber die Strickmaschine ist schon aufgebaut. Das nächste Thema, mit dem ich mich beschäftigen möchte, lautet “Bargello”.

LanArta

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4 Responses

  1. Liebe Michaela! Wieder einmal eine wunderschöne Decke! Und die kleinen Quadrate in der Mitte setzen hübsche Akzente.
    Viele liebe Grüße von Annette