Was hat Ernst Haeckel mit Häkeln zu tun?

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Wer ist überhaupt Ernst Haeckel? Haeckel war ein Multitalent, jede einzelne seiner Fähigkeiten kann man sich intensiv betrachten. Der Begriff “Ökologie” geht auf beispielsweise ihn zurück, inhaltlich hat er sich jedoch mit anderen Bereichen beschäftigt und war trotz seiner Genialität umstritten. Angeblich ist er nah am Nobelpreis vorbei geschrammt, im Nachhinein ist es gut, dass seine zum Teil kruden Ansichten nicht geadelt wurden.
Werfen wir rasch einen Blick in seine Biografie: geboren 1834 hat er als Jugendlicher den Wechsel vom Biedermeier zum Realismus erlebt. Er war Mediziner, Zoologe, Philosoph, Zeichner und Freidenker, der sich sehr mit den Ideen von Charles Darwin verband und nicht müde wurde, sie in Deutschland zu propagieren. Die dunkle Seite war der Ausbau des Darwinismus zu einer Rassenlehre, deren sich die Nationalsozialisten und andere radikal antisemitische, rassistische, völkische, sozialdarwinistische, antikommunistische, antiliberale und antidemokratische Ideologien nur zu gerne bemächtigten und sie zu eigennützigen Zwecken uminterpretierten. Da gibt es nichts zu beschönigen: Ernst Haeckel war Vordenker von Euthanasie, Eugenik und Rassenhygiene. Die Jüdische Allgemeine bescheinigt, er sei kein Antisemit gewesen.

Auf der anderen Seite war Haeckel Pazifist und unterstützte die Friedensbewegung Bertha von Suttners. Im Jahr 1913 gründete Haeckel zusammen mit der französischen Sozialistin Henriette Meyer eine internationale Friedensvereinigung und die Zeitschrift La Réconciliation, die für einen andauernden Frieden zwischen Deutschland und Frankreich eintreten sollte. In einem Leitartikel „Vernunft und Krieg“ identifizierte er das Wettrüsten als Problem, das unaufhaltsam zu einem Krieg führen könne, und verurteilte den nationalen Chauvinismus, der Deutschland, Frankreich und Großbritannien erfasst hatte.
Haeckel verwendete erstmals im September 1914 den Begriff “Erster Weltkrieg”, seine eigene Sprachkreation.
Interessant, dass die Wortschöpfungen “Ökologie” und “Erster Weltkrieg” in unseren Sprachgebrauch eingingen, Ernst Haeckel selbst jedoch im Rahmen allgemeiner Bildung keine große Erwähnung findet, möglicherweise aufgrund des notwendigen Erklärungsbedarfs über seine Person.

Um die politische Dimension Ernst Haeckels soll es hier nicht gehen. Er hatte lange überlegt, ob er Maler werden sollte, begann jedoch gedrängt von seinem Elternhaus eine wissenschaftliche Karriere, in dessen Zuge er zahlreiche Forschungsreisen unternahm. Die Fachwelt bereicherte er unter anderem durch die Entdeckung von fast 4000 neuen Arten von Radiolarien.

In seinem Buch “Kunstformen der Natur” hat er zahlreiche selbstgezeichnete Darstellungen dieser Einzeller veröffentlicht.

Diese faszinierenden Formen werden uns gleich weiter beschäftigen. Wie auch heute noch üblich, fühlten sich Kritiker bemüßigt, die Tauglichkeit der Bücher für die Menschheit zu beurteilen.

Seine Bücher “Allgemeine Schöpfungsgeschichte”, “Kunstformen der Natur” und vor allem die “Welträthsel” mit ihrer Auflage von einer halben Million machten Haeckel zum erfolgreichsten Sachbuchautor der Jahrhundertwende. Im preußischen Herrenhaus wurde über ein Verbot diskutiert – wegen des: “unheilvollen Einflusses, welchen die ‘Welträthsel’ besonders auf Primaner, Volksschullehrer und höhere Töchter ausüben.”
Das lassen wir unkommentiert stehen.

Erfreulich ist ein Blick ins Buch “Kunstformen der Natur”, das auch heute als Nachdruck erhältlich ist.
Dieses Bild ist aus dem Posterbuch, erschienen im Weltbild-Verlag (diese Aussage stellt keine Werbung dar, sondern bezeichnet die Bildquelle).

 

Wer sich selbst oder einem Kind eine Freude machen will, kann sogar ein Malbuch mit vereinfachten Zeichnungen erwerben Bild- und Bezugsquelle

 

Das Faszinierendste an Ernst Haeckels Zeichnungen sind nicht nur die Detailtreue und das Beeindruckende der Formen, die der Mikrokosmos hervorbringt, sondern die Art der Wiedergabe der Lebewesen, die mit bloßem Auge nicht erkennbar sind. Gebannt vom Blick ins Mikroskop auf das Zeichenpapier.

Aus diesem Poster ist das Titelbild für diesen Beitrag herauskopiert.  Bildquelle

 

 

Diese “Korallenrosette” stand möglicherweise Pate für die Korallendecke von Tatsiana Kupryianchyk

 

Ich habe schon ein Sechseck gehäkelt aus einer Wollspende von Barbara und Monika.
Das ist die Verbindung von Haeckel und häkeln.

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LanArta

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4 Responses

  1. Liebe Michaela!
    Dein Sechseck hat ja wirklich ein atemberaubend schönes Muster! Und mit Deinem Beitrag hast Du Dir wieder einmal viel Mühe gemacht.
    Beste Grüße von Annette

    • Liebe Annette,
      danke für deinen Kommentar! Es war ein glücklicher Zufall, dass mir Ernst Haeckels Existenz zeitgleich aufgefallen ist.

  2. mir fällt immer wieder auf, dass viele Leute HÄCKELN schreiben, wenn sie häkeln meinen.
    Danke für deinen wie imemr sehr informativen beitrag – wieder was gelernt!

    • Oh ja, das ist mir auch schon aufgefallen, häufig bei Menschen, die aus einem osteuröpäischen Land kommen.