Plastisch? Phantastisch!

Von Barbara kam eine Sendung Spendenwolle, die geradezu nach einem passenden Muster winselte. Dieses satte Grün des Garns, von der Wollmeise gefärbt, erzeugt die Vision von Dschungel, üppigem Blattwerk und sprießendem Wachstum. Gerade hat es noch geregnet, die Feuchtigkeit verdampft und hinterlässt auf den fleischigen Blättern einen glänzenden Film.

Das Muster für die neue Spendendecke muss üppig werden.

Neuerdings finden sich im bekannten Videokanal Anleitung für Häkeltaschen mit Blatt-Design, und zwar in allen erdenklichen Sprachen. Diese japanische Designerin, die sich selbst Susanna nennt berichtet, sie sei die Erfinderin des Musters.

So sehen die Taschen aus, die den Erdball quasi mit der Häkelnadel erobert haben. Man kann sie auf arabisch, urdu, sanskrit, russisch, türkisch, unkrainisch, spanisch und anderen Sprachen nachhäkeln, die mir genausowenig geläufig sind.

Die abgebildete Tasche wird in diesem Shop angeboten, woher auch das Bild stammt (Urheberschaft)

 

Es gibt sie in allen Größen und Materialien, von Bast über Kunststoffkordel bis hin zu Spaghettigarn. Sind zwei Kilo Spaghettigarn am Arm erstrebenswert?

Mich interessiert nur das Grundmuster für die Deckenquadrate, und ich nahm die oben verlinkte Anleitung.
Japanisch? Kein Problem, ich schalte bei den Anleitungsvideos ohnehin immer den Ton ab. Wenn ein Video gut ist, braucht es keine umfassende verbale Begleitung. Videos, die mit minutenlangem Minuten Gequatsche beginnen, werden gleich geskipt. Wenn es mehrere Videos gleichen Inhalts gibt, wähle ich das kürzeste. Auch auf die oft fragwürdige Hintergrundmusik kann ich gut verzichten, besonders, wenn die Vorführende dagegen anbrüllen muss.

Das Ergebnis der Video-Anleitung ist dieses Quadrat, das genau das widerspiegelt, was ich mir vorgestellt habe. Davon sechs Stück und der mittlere Teil der Decke ist fertig. Die Blätter werden mit Reliefstäbchen gebildet, die Angelsächsinnen nennen sie „post stitches“, also Pfostenmaschen. Davon gibt es die „front post sts“ und die „back post sts“. Man ahnt es: die einen werden von vorn um die Stäbchen der Vorrunde geschlungen, die anderen hintenherum. Die Muster aus Pfostenmaschen nennen sich im Englischen „embossed“, also „(auf-)geprägt“, demnach Prägemuster.

Die Rückseite sieht auch gut aus, und insgesamt wird das Muster wunderbar wärmen, ein Waisenkind oder einen Jugendlichen bei AMPO International.

 

Die Umrandung soll aus plastischen Blüten bestehen. Dazu werden andere Spendengarne zum Einsatz kommen, auch Susanne hat sich von wunderbaren Garnen getrennt. Ein Überblick über vorhandene Muster zeigt: es gibt die Reliefblüten nur als Sechsecke. Hexagone in Quadrate umzuwandeln ist machbar, sieht aber nicht gut aus, wenn das Muster harmonisch bleiben soll. Man darf mir glauben, ich habe alles ausprobiert, es war nicht zufriedenstellend. Und Dreiecke zwischen den Sechsecken wären Elemente, welche die Musterharmonie unterbrochen hätten.  Die glatte Kante, um die Umrandung an den Mittelteil zu fügen, musste anders funktionieren.

So sehen Präge-Hexagone aus, wer die Decke nacharbeiten möchte, findet die Anleitung auf dieser Seite.

 

Weil die Sechseck-Variante nicht zielführend war, habe ich ein Achteck-Blütenmuster in Relief- oder Präge-Optik entwickelt. Es gibt es in der Anleitungswelt noch nicht, zumindest nicht in der Kombination „Reliefstäbchen vornherum und hintenherum“.  Die werte Leser*innenschaft sieht hier also die Premiere einer 8-er-Blüte nur aus Reliefstäbchen, nicht nur einfache Stäbchen als Hintergrund.
Optisch würden diese Blüten wunderbar als Umrandung passen, sogar die Anzahl der Maschen zum Anhäkeln ist perfekt.

 

Und warum wird diese Idee nicht weiter verfolgt? Es liegt am Gewicht. Ein grünes Blätterquadrat wiegt aus dem Wollmeisen-DK-Garn 175 g, d.h. daraus entstehen sechs Quadrate, eins hat knapp 40cm Kantenlänge.
Für die Blüten wird ein dünneres Garn doppelt genommen, damit die Textur gleich ist. Beide Garne werden mit Nadelstärke 4mm verhäkelt, die Blütengröße beträgt 1/4 des Blätterquadrats und wiegt über 50 g.

Kleine Rechenaufgabe: das grüne Garn wird völlig aufgebraucht, also 1200 g. Dazu kommen 36 Blüten für die Umrandung, also insgesamt über 1800 g. Das Deckengewicht würde auf über 3 kg kommen. Das macht meine geniale Blüte hinfällig. Übrigens wird auch die oben gezeigte Sechseckdecke schwer, weil die Prägemustertechnik einen recht hohen Garnverbrauch und eine dichte Struktur hat.

Für die Umrandung ist noch Zeit, weil erst die Blätterplatten fertig werden müssen und außerdem eine andere Decke auf Fertigstellung wartet. Mittlerweile habe ich aber die passende Idee, lassen Sie sich überraschen!

LanArta

2 Responses

  1. Hallo ich komm damit nicht ganz klar wie man die Blüten hinbekommt. Hab ein riesen Fragezeichen über dem kopf