Klassiker

Typisch, traditionell, weithin bekannt, mustergültig, von bleibendem Wert, verlässliche Qualität – das sind Begriffe, die uns einfallen, wenn wir von Klassikern sprechen.
Musik, Mode, Literatur, Film, Sport, Kunst, Comic, Philosphie, auch bei Parfum oder Süßwaren fallen jedem von uns Klassiker ein, die bis heute bedeutsam sind und überregional, teilweise sogar weltweit als solche bekannt und anerkannt. Wen man auch fragen würde, alle könnten Dinge nennen, die von den meisten anderen ebenso als Klassiker anerkannt werden würden: der Käfer, die Beatles, Goethes Faust, Zwölf Uhr mittags, Micky Maus, Lakrizschnecken, Dirndl oder Trenchcoat.

Wie sieht es bei den Handarbeiten aus? Schon immer beliebt sind sog. Pullunder oder Westover, die sich heutzutage wieder auffällig in die Strickwelt integrieren. Typisch daran für Herren: V-Ausschnitt, sowie dezente oder gar keine Bemusterung.
Der in der Strickwelt vermutlich berühmteste Pullover, der Anfang 1920 entstand und zu Tausenden als Pullover und Pullunder nachgestrickt worden sein dürfte, ist der Fair-Isle Sweater von Prince Edward von Wales.

Wie der Klassiker als moderne Damenvariante sowohl sportlich als auch traditionell interpretiert wird, kann man an diesem Modell von Eunny Jang sehen, dessen Anleitung sich im Heft „Interweave Knits, Winter 2007“ befindet, Bezugsquelle hier als Digitalversion, ich habe das Heft zum Blättern.

Erinnert sich jemand an die nun ebenfalls schon klassische Serie „Der Doktor und das liebe Vieh“? Sie spielte wohl in den 1930-ern und wurde ab Ende der 1970-er ausgestrahlt . Seinerzeit schaute ich schon nicht mehr Fernsehen, aber wenn ich babysittete, sah ich es mir mit den Kindern an. Der Hauptdarsteller Tristan Farnon trug in der Regel Fair-Isle Bildquelle

 

Bei den Häkelklassikern hatte ich schon mehr Probleme, etwas Typisches zu finden. Meine Mutter bekam zur Hochzeit ein Buch geschenkt, „Im Reich der Frau“. Fachinspektorin Therese Gugelmayr schrieb Ende der 1920-er im Vorwort der siebten Auflage: Dieses Buch will allen Hausfrauen in Stadt und Land ein treuer Berater sein und mit ihnen die Wirtschaftsprobleme der heutigen Zeit beraten und ihnen der Wegweiser zu einer schöneren Zukunft sein.
Das Buch besteht aus 1100 Seiten mit Frakturschrift und war mit seinen zahlreichen farbigen und schwarz-weiß Abbildungen damals sicher kein Billigdruck. Über die Inhalte wird bestimmt zu einem anderen Zeitpunkt noch berichtet werden. Nur als Schmankerl: schon damals war „Ham and Eggs“ ein solcher Klassiker, dass er unter nämlicher Bezeichnung als Rezept verewigt wurde.
Zum Thema „Häkeln für das Heim“ findet sich der Bezug für eine Schlummerrolle im Kelimmuster, eine Tischdecke sowie Kissenplatten im Filethäkelmuster und Kantenabschlüsse von Strickdecken. Darüber hinaus jede Menge gehäkelte Kleidung für den Herrn, für die Dame, für das Kind, die sich dem Vergleich mit heutigen Häkelmodellen durchaus stellen kann.
Den Klassiker, den ich suchte, habe ich darin nicht gefunden. Wahrscheinlich war er damals so trivial, dass man dafür keine gesonderte Anleitung brauchte, weil jedes Mädchen den vermutlich anfertigen musste, sobald es eine Häkelnadel in der Hand halten konnte.

„Mein“ Klassiker stammt aus den 1950-er Jahren und wurde von meiner Großtante gefertigt. Ich erinnere mich an die Ferien in meiner Kindheit bei ihr, schon da war er in regem Gebrauch. Als ich Ende der 1990-er ihren Haushalt auflösen musste, nahm ich ihn mit, bei mir ist er heute noch in Verwendung: unverwüstlich.

Als Geschenke häkelte ich 1997 dieses Muster als Topfhandschuhe, also doppelt mit Öffnung, das Bild wurde aus einem Papierfoto digitalisiert.

 

Der bekannte Vertrieb für klassische Produkte MANUFAKTUM hat einen der Prototypen für Topflappen ebenfalls im Programm und schreibt dazu:
Klassiker mit neuem Gesicht. Gehäkelte Topflappen.

In den letzten Jahren hat uns der Markt mit Topflappen aus den unterschiedlichsten Materialien – meist aus Kunststoffen – und in den verschiedensten Formen beschert. Doch besinnen sich viele Küchentätige wieder auf den guten alten Topflappen, wie ihn Oma noch selbst gehäkelt und verwendet hat. Das liegt zum einen sicher an der DIY-Welle, die dem Stricken und Häkeln ordentlich Vorschub verschafft hat. Zum anderen können für diese Topflappen natürliche Materialien verwendet werden. Hier ist es naturbelassene Baumwolle, die eine kleine Gruppe südafrikanischer Frauen in Heim- und Handarbeit verhäkelt.

 

Text- und Bildquelle

 

Ich habe das Urbild und Archetyp des Topflappens – als funktionsfähig und tauglich seit Jahrzehnten erprobt – als Basis für diese Decke genommen. Mit Nadelstärke 4mm und doppelt verwendetem Sockengarn verbrauchte ich knapp über 1800 g für die 180cm x 125cm große Decke. Wie meistens bei den Charity-Produkten verwendete ich Spendengarne, also: wenn weg, dann weg.

 

Meine Topflappen wurden nicht aus der Mitte heraus, sondern vom Rand her gehäkelt, damit die Kanten direkt angeschlossen werden konnten.
Wer den nostalgischen Topflappentyp nachhäkeln möchte, findet in der Internetwelt einige Anleitungen.
Beispielhaft diese:
http://moritzmuetzen.blogspot.de/2013/03/anleitung.html?m=1
http://dieprinzessinaufdererbse.blogspot.de/2017/01/topflappen-hakelanleitung-giveaway.html
http://ribbelmonster.de/topflappen-haekeln-quadratisch-aus-der-ecke-heraus/

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

LanArta

1 Response

  1. Liebe Michaela,

    reumütig kehre ich an einen Tatort zurück. Habe HEUTE erst Ihren Kommentar in meinem Blog entdeckt. (Der erste Kommentar muss freigeschaltet werden)

    Ich weiß nicht, ob ich diese Unhöflichkeit je wieder gutmachen kann?!

    Auf jeden Fall haben Sie hier ein ausgesprochen interessantes Blog. Wenn wieder meine verstärkte Blogphase beginnt, schaue ich hier sicher wieder vorbei! Zur Zeit bin ich mehr draußen als in der Bloghütte! 😉

    Gruß Heinrich