Bratpfanne oder fürnehm?

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Als mich eine Strickfreundin vor einiger Zeit häkeln sah, lachte sie und meinte, da fehle nur noch der abgespreizte kleine Finger, meine Technik sähe so vornehm aus. So wurde es mir bereits von der Großtante als Kind beigebracht, allerdings setzte meine erste Handarbeitslehrerin noch einen drauf, indem sie sagte: eine Häkelnadel ist keine Bratpfanne und wird auch nicht so gehalten!

Als ich letztens meine ersten Schritte in die tunesische Häkelwelt wagte, kam ich mit meiner eleganten Häkeltechnik aber nicht weit, die Nadel ließ sich nur schwer manövrieren, um in die Schlingen zu kommen. Die lange tunesische Häkelnadel hatte zudem ein Gewicht, das die Bewegungsabläufe erschwerte. Die von vielen bewunderte Geschwindigkeit, mit der ich üblicherweise häkle, konnte ich mir völlig abschminken, ich stocherte mühsam in den Fäden herum.

Der Beitrag der Seite Supergurumistellt die beiden Handhabungen sehr deutlich dar. Die Messervariante sieht hier tatsächlich noch halbwegs elegant aus, aber die mittlerweile klobigen – als ergonomisch gepriesenen – Häkelnadeln lassen die Haltung wirklich etwas stillos aussehen.

 

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Also doch Bratpfannentechnik, oder Messerhaltung. Die Umstellung empfand ich als gewaltig: völlig unökonomisch waren die ersten Versuche, ich zog dabei die Schulter hoch und war nach einer halben Stunde verkrampft in Hand, Oberarm und Schulter. Anderntags ging es schon besser und flüssiger. Dann stellte ich fest, dass es noch geschmeidiger funktioniert, wenn die Schlaufen lockerer sind, und irgendwann hatte sich das Muskelgedächtnis die neuen Abläufe der Bratpfannentechnik gemerkt. Jetzt sollte ich noch besser auf die entspannte Schulter achten, und die Häkelei schreitet voran. Nicht so schnell, wie in meiner üblichen Handhabung, aber hallo: ich habe eine neue Technik gelernt und musste mich von Althergebrachtem lösen. Nun konnte ich mich etwas in das Gefühl hinein versetzen, das ein Strickneuling empfindet: Hände und Arme als unwillige Werkzeuge, die man erst einmal dressieren muss.

Immerhin: die Pfötchen und die Bratpfannenmethode erzeugten eine weitere Decke in tundesischer Häkelei, diesmal modular angefertigt.

Dabei nutzte ich diese Kreiseljacke von Veronika Hug als Startpunkt für den mittleren Stern. Nach zwei Runden ist das Prinzip klar. Bei der die vorletzten Runde, die dunkelpetrolfarbenen Segmente, brauchte ich pro Modul den ganzen Abend, für die abschließenden halben Module ebenfalls.

Die Umrandung, für die ich alles Garn aufbrauchte, machte ich mit herkömmlichen festen Maschen, nur die äußere petrolfarbene Kante mit Stäbchen. Die festen Maschen neigten dazu, das Gewebe stark zu rollen, die Stäbchen fangen das auf und erzeugen einen glatt liegenden Rand                                 .

Die Decke beträgt 150cm im Durchmesser und verbrauchte 886g Sockenwolle von Regia und aus dem Vorrat von Verena.

 

 

 

Zusammenfassung
MusterInspiration: Feuerrad von Veronika Hug
Quelle

Kreisjacke Feuerrad

Veronika Hug
Startvideo

Material886 g Sockengarn
Nadeln/ApparatHäkelnadel 4mm
Größe150cm Durchmesser
SonstigesTeil 2 von Mount WIPmore abgetragen

 

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LanArta

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4 Responses

  1. Angela, in der Tat kann man prima ohne jegliches Häkeln leben, zumal, wenn es einem verleidet ist.
    Ich habe noch eine tunesische Decke in Arbeit, dann soll es aber auch gut sein.
    Ich finde, Häkeln hat sich seit den 70ern enorm entwickelt, allein diese Mandala-Decken sind faszinierende Farbkaskaden.
    Früher fand ich Häkeln nicht so vielfältig. Und vieles war Granny Squares (wie hießen die früher eigentlich?) mit Variationen.
    Natürlich hatte ich einen Häkelrock im Muschelmuster mit dazu passendem Bolero. Und einen bodenlangen bunten Häkelmantel, heute würde man wahrscheinlich Boho dazu sagen. Aber dann kam ich auch Jahrzehnte ohne Häkeln klar 🙂

  2. Bratpfanne.

    So so.

    Also ich häkele offenbar auch vornehm und komme damit auch schon nicht klar.

    Ich habe letzte Woche grade wieder einen Häkelversuch erfolglos abgebrochen (und den Topflappen dann lieber gestrickt).

    So richtig reizt es mich deshalb jetzt noch nicht, mal die Bratpfannentechnik auszuprobieren.

    Stattdessen ertappe ich mich bei Gedanken in der Richtung, dass man diese Decke ja auch prima stricken könnte *grien*

  3. Danke, Hummelbrummel!
    Ich häkle auch mit Kunststoffgriff in der “Bleistifthaltung”. Aber ich kam einfach an meine Grenzen, als ich mehr als 20 Maschen unterbringen musste, bis 20 Maschen klappte das noch mit der “normalen” Nadel ohne Kunststoff.

    In der großen Verkaufsbucht erstand ich dann 10 Häkelnadeln in allen möglichen Stärken für 2 €, also alle zusammen, ohne Porto. Einfach aus Neugier habe ich sie gekauft, um auch die Qualität zu testen. Einwandfrei, auch die farbige  Eloxierung arbeitete sich nicht ab.

    Allerdings dreht sich die Nadel immer in der Hand, so dass ich ein Gummiband drumwickle, damit klappt es. Und durch die große Decke konnte ich meine Fertigkeit verbessern.

    Erleichternd beim tunesischen Häkeln ist: die Nadelstärke sollte 1-2 Stärken höher sein als auf der Garnbanderole angegeben. Sonst ist das ein elendes Gewürge, den Nadelkopf durch die Längsschlaufe zu manövrieren, das verleidet natürlich.

    Ich bin sicher, du kriegst das hin, zumal du ja die Bratpfannentechnik schon beherrschst. 🙂

    Viele Grüße

     

    Michaela

  4. Wow, die Decke ist so schön!

    Ich häkle schon immer in der Bratpfannentechnik. Als ich vor Jahren mal eine neue Häkelnadel kaufte, würde das von der Handarbeitsladenbesitzerin kritisiert.

    Sie erklärte mir damals, die Häkelnadeln aus einem Stück wären “Garnhäkelnadeln”, mit denen man so elegant häkelt, wie Du. Die Häkelnadeln mit (Kunststoff-)Griff wären für meine (Bratpfannen-)Technik bestimmt…

    Keine Ahnung, ob das stimmt, jedenfalls hatte ich damals nicht genug Motivation, umzulernen, da ich mit meiner Technik auch fix bin….

    Meine tunesischen Häkelversuche waren bisher allerdings nicht sehr erquickend.

    Vielleicht sollte ich es doch nochmal probieren…., wo ich deine tolle Decke so sehe….

    Viele Grüße

    Hummelbrummel

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