Die subtile Kunst des darauf Scheißens

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“Was ist denn das für ein Ton?” wird sich der ein oder die andere angesichts der Überschrift fragen. Der Titel ist vom Autor Mark Manson gewählt und wird im Inhalt deutlicher: er gibt Hinweise zur Erkenntnis, was einem getrost am Arsch vorbei gehen kann und wo die gesparte Energie sinnvoll eingesetzt zu einfacherer, zielführender Lebensweise eingesetzt werden kann.

Was so plakativ daher kommt – ich hatte ursprünglich eine flapsig witzige Abhandlung erwartet, wie der hippe Mensch zwischen 20 und 35 Jahren Alltagsprobleme und Weltgeschehen per elektronischer Devices wegdrückt –  entpuppt sich als Philosophie und Wegweiser, der nicht in der Umgebung von Bergen tiefschürfender Sekundärliteratur entstanden ist. Mark Manson hat seine Aussagen am eigenen Leib erfahren, durchlebt und die Essenz in diesem Buch komprimiert.
Wen die Biografie von Mark Manson interessiert, muss sich mit dem englischen Wikipedia-Artikel zufrieden geben, viel mehr Informationen über ihn erfährt man auf seiner Website, wo jede Menge Artikel über Lebensfragen (engl.) bereit stehen. Hierbei geht es um Titel  wie: “Wie kann ich produktiver sein mit weniger Arbeit?”, “Glücklichsein ist nicht alles”, “Das Paradox des Eerfolgs” oder “Smartphones sind die neuesten Zigaretten”.

Das hört sich etwas wie eine Sammlung amerikanischer Lebenshilfe an, die traditionell diverse Punkteprogramme entwickelt und hochkomplexe Zusammenhänge herunterbricht und simplifiziert. Das ist nicht Mark Mansons Stil. Die amerikanische “Nettheit”, einem die eigenen Fehler so verklausuliert vor Augen zu halten, dass man meinen könnte, man habe keine, findet hier nicht statt. Vielmehr wird einem die eigene Bedeutungslosigkeit schonungslos vor Augen geführt, die Bedeutungslosigkeit, die entsteht, wenn man darauf bedacht ist, keinen Trend zu verpennen, bedingungslose Harmonie, Einheitsdenken und Friede-Freude-Eierkuchen zu praktizieren. Derartig reduziert und retardiert kann man zu bedeutsamem Lebensinhalt nicht viel beitragen.

Aufregen über Belangloses hält einen davon ab, sich ums Wesentliche zu kümmern, daher sollte man etwas mehr am Arsch vorbei gehen lassen; wobei auf etwas zu scheißen nicht dasselbe ist wie Gleichgültigkeit. Im Gegenteil: Gleichgültige Menschen sind schwach und verängstigt. Aus dieser Gruppe kommen Internettrolle und Leute, die anscheinend so wenig Bedeutungsvolles zu tun haben, weil aus Angst davor kaum eigene Entscheidungen treffen und handeln können. Sie verschanzen sich daher hinter Nichtigkeiten, die sie für ihre eigene Bedeutsamkeit aufbauschen und in Selbstmitleid über ihre Situation ertrinken.
Andere  bewahren sich ihre Aufmerksamkeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben auf und treffen Entscheidungen, bei denen einem die -zig anderen Möglichkeiten, die man gehabt hätte, zwangsläufig am Arsch vorbeigehen müssen.

Besonders fasziniert hat mich das Kapitel “Man hat immer die Wahl”. Insbesondere die Aufklärung des Irrtums über Schuld und Verantwortung hat mir eine große Möglichkeit eröffnet, auch vertrackten Situationen eine völlig neue Sicht abzugewinnen und Lösungsansätze zu entwickeln.

Tipps wie “mache es so und so” oder eine Gebrauchsanleitung für die Lebensbewältigung wird man vergeblich suchen. Allerdings springt einen der Vokativ “Tu was!” schon an.

Zusammengefasst kann das Buch prima als Werkzeug zur Selbstfindung genutzt werden. Obwohl der Autor erst Anfang 30 ist, bringt er eine Lebenserfahrung mit, die ich bei sehr vielen vermisse, die Jahrzehnte älter sind. In vielen Fällen konnte ich sagen: genau so mache ich das, oder: super, diese Erklärung habe ich schon lange gesucht. Aber auch der Tritt in die eigene Kehrseite juckt einen öfter im Bein. Jeder findet bei sich Optimierungsbedarf, der sofort angegangen werden will. Wie beim Blick in den Spiegel, wo einem der Makel geradezu ins Gesicht springt.
Wer nicht versteht, worauf der Autor hinaus will, kann wenigstens eine vergnügliche, erfrischende Lektüre genießen.

Statt der typischen modernen Selbsthilfeliteratur im Sinne von “Denke positiv, du schaffst das schon, optimiere dein Ich …” ist die Aussage reduziert auf “Erkenne dich selbst”. Auch nix Neues, man kann die Aufforderung schon im Apollontempel finden. Ein bisschen erschrecken kann man bei dieser Selbsterkenntnis schon, aber Mark Manson versteht es, einem die Angst davor zu nehmen.

 

 

 

Hat sich jemand über das Beitragsbild gewundert, das so gar nicht zum Inhalt zu passen scheint?

Nebenbei habe ich einen kleinen Schal gebastelt. Bei einem Besuch von Hamburg-Ulrike kippte ich einen Behälter mit Wolle aus. Ulrike griff drei Knäule und meinte “Davon machst du einen Schal für deine Schwiegermutter”. Gesagt und später getan.

Schon länger wollte ich das Muster Eagle Twist von Dennis Marquez (Anleitung in engl. und deutsch) stricken. Das Garn reichte knapp, aber nur, weil ich noch einen Rest grau aus dem Vorrat gefunden hatte. Die Anleitung ist sehr leicht nachzuvollziehen. Allerdings würde ich die Zunahmen nicht mit Umschlägen machen, die Löcher neben dem Zopf gefallen mir gar nicht.  Als Abschluss habe ich einen I-Cord nach dieser Anleitung gestrickt. Der am besten aussehende I-Cord von allen, nach meinem Dafürhalten. Vom Rosa blieben gerade mal 40cm übrig. So soll es sein. Wer mehr Garn hat, kann den Schal auch größer machen, die Anleitung ermöglicht das ohne Weiteres.
Das Garn, Biola von Austermann, ist frisch auf dem Markt und lässt sich hervorragend verarbeiten.  Die Mischung aus Schurwolle und Alpaka ist schmeichelnd auf der Haut, die grau-pink verlaufende “Youngster” von Schulana, ebenfalls neu und noch nicht in der Ravelry-Datenbank, besteht aus Wolle und Seide, 95%/5%.
Als Ergebnis hat man einen kleinen Schal, der als Zierde über einem Pulli oder einer Bluse dienen kann, oder zum Drapieren im Mantel- oder Jackenausschnitt.

 

 

 

Zusammenfassung
MusterEagle Twist von Dennis Marquez
Quellesiehe Link oben
MaterialAustermann Biola, bio zertifiziert, Pink 100g
Schulana Youngster, Grau-Pink 50g
Rest Junghans Schurwolle 40g
Nadeln5mm
Größewie im Bild zu sehen
Sonstiges

 

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LanArta

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2 Responses

    • Hallo, Angela,

      ach was: zwei rosa SchwieMu-Tücher! Dein Wechsel mit der Kidsilk sieht sehr edel aus. Ich finde, das Rosa schmeichelt den älteren Damen und peppt die leider so oft getragenen Geriatriefarben auf.

      Viele Grüße

      Michaela

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