Strickspaß? Strickspaß!

Wikipedia meint:

Spaß ist eine im Deutschen seit dem 16./17. Jahrhundert belegte Substantivbildung aus dem italienischen spasso „Zerstreuung, Zeitvertreib, Vergnügen“. Das Wort wurde, angelehnt an das italienische Original, zunächst auch als Spasso geschrieben. Heute wird mit etwas macht Spaß eine Tätigkeit beschrieben, die gerne gemacht wird, die Freude, wobei diese meist nachhaltiger ist, bereitet.

Häufig kann man lesen: „Strickspaß mit der XYZ-Wolle“. Das hat mich zum Nachdenken gebracht: gibt es auch Stricken ohne Spaß? Für mich zeitweilig, wenn mir zum umpfzigsten Mal ein Strickfehler am Apparat passiert, der zu korrigieren ist. Oder: öde Handstrickpassagen. Generell ist Stricken jedoch eine Tätigkeit, die freudvolle Lebenszeit verheißt, sonst würde man diese ja anders verbringen, etwa mit Hallenhalma, Extrembügeln oder Luftgitarrenkonzerten.

Nach der Wiki-Definition hatte ich einige Zeit größte Freude beim Stricken dieses Pullovers. Am liebsten hätte ich umgehend einen weiteren angeschlagen, aber die werte Leserschaft weiß ja: ein Wiederholprojekt hindert an der Umsetzung eines neuen Strickstücks.

Hier mache ich jedoch Unterschiede: Wiederholprojekte, die der Produktivität dienen, sind Tätigkeiten, bei denen man nicht nur aus der Erfahrung des Vorgängerprojekts schöpft, sondern erzeugen auch zeiteffiziente Ergebnisse. Ich denke dabei an Socken, die zu stricken für mich keine Entspannung bedeuten oder Strickwerke, bei denen der Abwechslungsfaktor asymptotisch gegen Null geht, beispielsweise große Flächen in glatt-rechts.

Stichwort Entspannung: für mich untrennbar mit der Stricktätigkeit von Hand verknüpft. Auch Spannung gehört zum Stricken: Bemusterungen, Farbwechsel, Rhythmik im Muster, die Haptik des Garns, das angenehme Gefühl beim Halten der Stricknadeln.

Zusammengefasst: Strickspaß beinhaltet für mich: Spannung, Entspannung, Freude, angenehmes Garn, gute Stricknadeln, gewünschtes Ergebnis.

Bei der englischen Anleitung Marja von Junko Okamoto traf das alles zusammen. Das Modell ist für zwei Größen vorgesehen, die aber alles abdecken und auch Varianten für die eigene Figur ermöglichen. Der Pulli ist weit und kurz, als Raglan von oben gestrickt. Die drei Blockstreifen haben ähnliche Muster, unterteilt durch eine Kontrastfarbe mit Sternchen-Muster.

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Wenn die Maschenprobe hinhaut, kann man mit fast jedem Garn stricken, sonst muss eben – wie üblich – gerechnet werden. Mit Anprobieren kann man checken, ob die Länge einem genehm ist, ursprünglich ist das Modell als Kurzpulli gedacht. Wenige werden davon abweichen, denn den untersten Farbblock strickt man mit 480 Maschen in Nadelstärke 3mm, ein paar weniger bei der kleineren Größe.

 

Die Holst Coast, Farbe Cassis, eine Mischung von 55% Schurwolle und 45% Baumwolle habe ich doppelt verstrickt, einfädig würde ich sie wohl nur mit dem Handstrickapparat verarbeiten wollen. In der Anleitung soll der Maschenanschlag auch schon die Halskante bilden, das sah mir aber zu unfertig und provisorisch aus, daher strickte ich einen I-Cord an.

Für den unteren Block nahm ich Holst supersoft Farbe Bokhara von der Kone. Diese hatte ich nicht aus Kostengründen bestellt, sondern weil ich die Farbe benötige, um ein altes Projekt fertig zu stellen.

Der Grünstreifen ist auch Holst Supersoft.

Das erstgenannte Garn strickte sich fast von selbst und fühlt sich hervorragend an. Die Supersoft ist für Merino-Liebhaberinnen bestimmt zu „kratzig“. Mir macht das nichts, ich bevorzuge rauere Garne, wenn es um ein schönes Strickbild und formstabile Kleidung geht. Merino ist bei Letzterem nicht unbedingt verlässlich, zumindest, wenn man sie locker verstrickt.

Nach dem Waschen wurde bei der Holst Coast, die Länge länger bei gleichbleibender Breite. Der Strickteil mit der Supersoft wurde sehr viel weicher, verkürzte sich jedoch und wurde weiter. Das ist kein Generalhinweis, sondern bezieht sich auf meine Stricktechnik und bei der Supersoft auf Nadelstärke 3mm.

Die Anleitung ist, wie es mir gefällt: übersichtlich und ohne öddelichen Schnickschnack, will heißen: keine umständlichen Erklärungen für Strickanfänger, die meinen, man müsse alle Anleitungen auf ihr Niveau herunterbrechen und jeden Handgriff extra beschreiben.
Was ich an Anleitungen besonders mag: die wesentlichen Informationen sind ohne Bilder zum Ausdrucken geeignet, also kein Tintenverbrauch durch überflüssigen Schnaftikram, der besonders kreativ wirken soll. Die Instruktionen von Marja sind im Querformat erstellt und erfüllen meine Erwartungen komplett.
Das Deckblatt enthält ein aussagekräftiges Foto mit dem Modellnamen und dem Namen der Designerin. Auf der ersten Seite sind die Materialien, das Muster, die Maschenprobe, die Vorgehensweise und die Legende/das Glossar gelistet. Braucht man nach der Maschenprobe nicht mehr, bzw. nur, wenn die Sternchennmasche beschrieben wird. Die zweite Seite enthält die Maße, und zwar nicht anhand einer Schemazeichnung, sondern am Foto des Pullovers selbst, an dem die Maße eingezeichnet sind. Absolut übersichtlich und logisch. Daran könnten sich teure Strickmagazine ein Beispiel nehmen, und auch viele der nordischen Anleitungen.

Die drei folgenden Seiten beschreiben die Vorgehensweise in allen Details. Drei Seiten mögen viel erscheinen, aber sie sind der Lesefreundlichkeit wegen sehr groß gedruckt. Ich habe diese drei Seiten auf einem Blatt Papier ausgedruckt – gepriesen sei die Kurzsichtigkeit, so habe ich nur eine Seite, die ich zusammengerollt in der Kone immer mitnehmen konnte.
Die letzte Seite enthält Danksagungen an die Probestrickerinnen und noch ein Foto von der Rückenansicht.

Obwohl man den letzten Teil der Passe bis zur Teilung in Ärmel und Körper mit über 600 Maschen strickt, lief alles flott von der Hand. Ich muss an dieser Stelle die ZING-Nadeln wieder einmal lobend erwähnen, die für meine Ansprüche ausgezeichnet in der Hand liegen. Wenn die Nadeln zu kurz sind, finde ich das Stricken fast krampferzeugend, zumal ich sehr fest stricke.

Die Ärmel arbeitete ich rund, machte aber die letzten Zunahmen im dritten Block nicht, denn ich bin die Türklinken-Queen. Weite Ärmel winseln geradezu danach, sich in Türklinken zu verfangen. Außerdem muss es nicht sein, dass sich Wollmassen vorne in Jacken- oder Mantelärmeln stauen. Ich habe gleich von Anfang an alle vier Reihen beidseitig eine Masche abgenommen.

Zusammenfassung
MusterMarja von Junko Okamoto
Quellesiehe Link oben
Material300g Holst Coast
135g Holst supersoft
Nadeln3mm, 3,25mm, 3,5mm
Größe40 – 44
Sonstiges

 

LanArta

2 Responses

  1. Anna, da hast du ganz Recht: die Maschenzahl gewinnt nach dem oberen grünen Streifen 1/4 dazu und unten nochmal 1/5 nach dem nächsten Grünstreifen. Allerdings habe ich dieses Fünftel weggelassen.

    Ich würde ihn glatt nochmal stricken, aber diese vielen offenen Posten …

    Viele Grüße

    Michaela, zwischen -zig Internetabstürzen

  2. Schöner Pullover, wäre genau mein Beuteschema! Stimmt eigentlich mein Eindruck, dass der Rumpf vom ersten grünen Streifen ab nach unten etwas weiter wird? Und wenn ja, wie wird dieser Effekt erzielt? Es scheinen ja nicht mehr Maschen zu sein.

    Jetzt bin ich gespannt, ob mein Post diesmal angenommen wird. Dies ist ein Captcha-Test. ;o)
    Grüße von Anna