Das kostete Zeit
„Nimm dir Zeit“ heißt die Anleitung für ein Jacken-/Mantelmodell von Catrin von Wallenberg. Wie wahr! Ich habe das Modell mehrere Male gestrickt – immer mit demselben Garn – bis ich die optimale Vorgehensweise heraus hatte.
Es handelt sich um ein Handstrickmodell, das ich für die Maschine umgearbeitet habe. Nach einfachem Grundschnitt sind viele Abwandlungen möglich: drei Rechtecke im Rippenstrick und dann Ärmel dran. An den Modellen bei Ravelry sieht man, wie variantenreich das Grundmodell umgesetzt wurde. Mit verschiedenen Garnen, Aufbrauchen von Singles, vor allem mit handgesponnener Wolle. Man kann von der Kurzjacke zum Mantel jede Länge in jeder Größe mit jedem Garn arbeiten. An den Strickwerken sieht man auch, dass jede Figur dieses Modell verträgt.
Da mein Meditationsbedürfnis nicht so hoch ist, um meterweise 4 Maschen rechts, 4 Maschen links zu stricken, schien es naheliegend, die Teile auf dem Handstrickapparat zu fertigen. Zunächst einmal in Sockengarn, von dem ich mittlerweile reichlich aus verschiedenen Quellen habe, jedoch keine großen Mengen einer Farbe.
Der Mantel wird quer gestrickt, was die Streifenbildung in die Vertikale bewirkt. Obwohl man die Streifen beliebig breit in beliebiger Farbe anordnen kann, habe ich die Linien an Rücken und Vorderteilen so angepasst, damit sie an der Schulter genau zusammentreffen. Aber es soll nicht vorgegriffen werden.
Ich habe an dem Mantel nicht nur einige Modifikationen vorgenommen, sondern auch Techniken ausprobiert. Beispielsweise den Maschenanschlag am Hauptbett mit dem Kamm des Doppelbetts und dem Abstreifer des Doppelbetts. Genial! Man hat die optimale Gewichtsverteilung gleich von Anfang an. Nachdem ich das ausprobiert hatte, habe ich die Maschen vom Hauptbett auf das vordere Nadelbett 4-4 angeordnet und einige Reihen mit Kontrastgarn gestrickt. Die Handstrickanleitung sieht einen üblichen geschlossenen Maschenanschlag vor.
Dann wechselte ich zum Hauptgarn, stellte Maschenweite 8 ein und strickte das Rückenteil mit berechneter Reihenzahl durch, endend mit Kontrastgarn. Kurz, bevor ich abwerfen wollte, verharrte ich in Denkstarre: ja, das wars! Ich strickte eine Reihe mit meinem neuen netzhautpeitschenfarbenen Nylonfaden, das mir auf Rolle für wenig Geld aus China besorgt wurde. Dann noch ein paar Reihen mit Kontrastgarn und ich hängte die beiden Vorderteile gleich noch dran. Das ersparte mir das erneute Anschlagen und Abketten.
Auch bei den Ärmeln wich ich von der Vorlage ab: an vielen Projekten sah ich, wie schlampig die separat gestrickten Ärmel eingenäht waren. Nachdem die Schultern im Matratzenstich zusammengefügt waren, habe ich die Ärmel gleich drangestrickt, also die offenen Maschen aufs Hauptbett gefädelt und dann wieder zu 4-4 umgehängt.
Die Ärmel wurden bei den letzten 60 Reihen mit Maschenweite 6 gestrickt und von Hand mit Italienischem Abketten beendet.
Die Seitennähte mit dem offenen Anschlag schloss ich mit Maschenstich, damit der Mantel ringsum in die Länge wachsen konnte, die Naht ist unsichtbar. Die Halskante wurde noch mit einem I-Cord versehen.
Ja, und warum dauerte es so lange? Ich sage nur: Fallmaschen, der Faden hat sich aus dem Abstreifer gefädelt. Dann habe ich den Ärmel einmal versetzt an den Korpus gestrickt, das Beheben dieses Fehlers kostete Zeit. Einmal habe ich die Streifenfolge nicht eingehalten, auch wieder Zeitverlust. Nach einer Strickpause staunte ich, dass sich der Schlitten so schwer schieben ließ, es ruckelte. Warum bloß? Nachdem alles durchgecheckt war, was sich nach meinen Überlegungen durchecken ließ, ohne das Strickstück von der Maschine zu nehmen, kam die Erkenntnis: am vorderen Schlitten hatte ich versehentlich den Hebel von I nach II geschoben. Später sah ich dann, dass das Strickbild in diesen wenigen Reihen anders aussieht.
Letztlich habe ich viel gelernt und werde diese Erkenntnisse in einige Weihnachtsgeschenke einfließen lassen. Vor allem kann ich die geraden Teile alle mit dem Elektroschlitten stricken. Was ich ändern werde: die Maschenweite etwas geringer wählen.
In den Ravelry-Projekten sah ich, dass 4-fädiges Sockengarn mit Nadelstärke 4mm gestrickt wurde, das ist definitiv zu locker. Meine Maschenweite repräsentierte ca. 3,25 mm, schon das ist grenzwertig.
Den Mantel bekommt übrigens Gudula zum Geburtstag (der war im März 😳 )
Die Bilder zeigen auch einiges. Wie lautet doch die Auffassung ignoranter Handstrickerinnen? In die Maschine fädelt man einfach die Wolle ein, bedient ein paar Mal den Schlitten, und das fertige Teil fällt vom Apparat.
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Muster | „Nimm dir Zeit“ von Catrin von Wallenberg |
Quelle | Wollgefühl |
Material | 100g Opal Funny mit Silbereffekt (bekommen am Tag der Wolle) Fast 200g Sockengarne ohne Label300g Opal Schafpate IX (bekommen am Tag der Wolle |
Nadeln/Apparat | KH970 (Ulrikes Maschine) + Ribber |
Größe | 44 – 48 |
Sonstiges | Maschenweite 8 für den Körper, MW 6 für die Ärmelbündchen Magnetverschlüsse von Patchwork |