Es muss nicht immer Socke sein
Staubsaugen. Ein leidiges Thema. Staubwischen. Noch leidiger. Beim Aufräumen des Putzschrankes einer älteren Dame fiel mir eine Sprühflasche in die Hände. Das Metall war schon angerostet. Die Aufschrift bemerkenswert: „erleichtert das tägliche Staubwischen“. Als „Nur-Hausfrau“ musste man sich wohl irgendwie beschäftigen. Allerdings kenne ich auch noch kohlenbeheizte Räume; das Staub- und Ascheaufkommen machte es in der Tat notwendig, häufiger Staub zu wischen als heutzutage.
„Komm zum Punkt“ höre ich die Leserschaft grummeln. Ja doch! Mir fällt auf, dass an Plätzen, an denen ich stricke, das Staub- und Flusenaufkommen bemerkenswert hoch ist. In der Nähe der Handstrickapparate setzt sich der Staub auf allen umliegenden Flächen ab, auch auf den Beleuchtungskörpern, die besonders mühsam staubfrei zu halten sind. Tische können abgewischt, Böden gesaugt werden. Jedoch auch in der Handstrickumgebung fusselt es mächtig. Um meinen Strickplatz herum nimmt der Staub die Farbe des jeweils verwendeten Garnes an. Neulich reinigte ich die Tastatur meines Rechners von innen. Seht selbst 😳
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Beim Wegkurbeln der Garne aus den 90-ern des letzten Jahrtausends sieht man teilweise schon von außen, wo die Garne einst gestanden haben mögen, die oberste Schicht ist teilweise staubbraun.
Dieses Mal habe ich die Konen ebenfalls wieder farbtongemäß zusammen gestellt und eine Decke mit versetzten Rechtecken gekurbelt. Man sieht, wo Garne ausgegangen sind und neue Fäden angesetzt wurden unter Beibehaltung der Farbgruppe.
So wird’s gemacht:
Die obere Decke sieht komplexer aus, als es ist. Man legt die Farbfolge fest und kurbelt sie durch. Alle Schläuche sind gleich lang. Beim Anschlussschlauch versetzt man alles um ein halbes Segment nach oben, das heißt: man beginnt mit einem halben Segment der letzten Farbe und setzt dann die Reihenfolge wieder fort.
Also: begonnen von der rechten Seites: Creme, Gelb, Orangepink, Braunrot, Hellbblau, Grün als Abschluss. Nächster Schlauch: Halbes Segment grün, dann wieder mit Creme, Gelb, etc. weitermachen, und mit halbem Grün abschließen.
Durch die Übung an der vorigen Decke ging die Kurbelei schneller vonstatten. über 100 Farbwechsel bedeutet: jedesmal alle Fäden zusammennehmen und durch fünf Ösen fädeln. Das braucht fast die gleiche Zeit, wie das Kurbeln eines Segments. Wenn alle Schals gekurbelt sind, müssen Anfänge und Enden verschlossen werden. Ich mache das, indem ich den Schlauch auf eine Rundstricknadel nehme und zur Hälfte falte. Die Maschen vom hinteren Teil werden über die Maschen vom vorderen Teil gezogen und umgekehrt. Das sieht so aus und ergibt einen schönen Abschluss.
Bei dieser Decke wurden 17 Streifen mit Matratzenstich aneinander gefügt. Ursprünglich wollte ich eine Fallmasche erzeugen und mit der entstandenen Lücke die Schals zusammenhäkeln, aber beim dritten Schal fiel mir auf: ich hatte die Fallmaschen vergessen. Vielleicht beim nächsten Mal.
Die Decke ist nach dem Waschen 220cm/135cm groß und wiegt 2800g. Als erstes kam sie in die Wollwäsche bei 40° C, danach nochmals bei 50° C in die Feinwäsche. Ich wollte sicher gehen, dass die Fasern bei der ersten Wäsche etwas aufplüschen und nicht gleich filzen. Das Waschwasser war enorm verschmutzt, immerhin mußte teilweise über 20-jähriger Staub zuzüglich Paraffin entfernt werden.
Ach ja: wer keinen Kurbelapparat besitzt, aber einen Heimstricker mit Doppelbett kann natürlich ebenfalls Schläuche stricken und zu Decken zusammennähen.
Liebe Michaela,
Hoffentlich funktioniert das Kommentieren diesmal, seit dem Aquabike-Marathon wollte ich schon sagen: Hut ab!
Deine Decken gefallen mir auch, und das kurbeln klingt sogar entspannend…
Ich stricke jetzt seit 15 Monaten an einem Pi-Shawl, und bei dem Gedanken solche Decken handzustricken, wird mir schon ganz handweh!
Darf ich fragen, woher man solch ein tollen Schlauchapparat (natürlich in guter Qualität, kein Addi-Plastik) herbekommt? EBay??
Liebe Klara,
danke für deine Komplimente!
Die entspannenden Phasen beim Kurbeln sind immer kurz, weil die Farbwechsel doch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Man kann natürlich einfarbige Streifen machen 🙂
Von Hand würde ich solche Decken auch nicht stricken wollen. Das wäre Strafarbeit. Auch beim Kurbeln muss man bedenken, dass danach noch viele Stunden des Zusammennähens bevorstehen.
Die Apparate bekommt man bei eBay, wenn sie antik sind, oder – mein Wunschtraum, wenn ich mal viel Geld übrig habe, in den USA als Neugeräte. Ich habe meine beiden Geräte – Dachbodenfunde – selbst restauriert.
Hier gibt es eine Händlerliste http://www.needlesofsteel.org.uk/csm-vendors.html
Bei Bertus in Holland kann man immer mal wieder nach Maschinen fragen http://www.sokkenbreimachine.nl/index.php
Hier kann man sich kundig machen http://autoknitter.com/product-category/circular-sock-machines/
Und bei Erlbacher gibt es mein Traummodell http://stores.erlbachergearhart.com/machines/
Bei Youtube gibt es zahlreiche Filme, die zeigen, wie so ein Teil funktioniert.
Hier gibt es viele Infos über die Maschinen, die eigentlich Apparate sind, weil sie keinen eigenen Antrieb haben http://cskms.org/resources/
Viele Grüße
Michaela
Deine Decken sind für mich „strickanforderungstechnisch“ von einem anderen, für mich nicht erreichbaren Stern! Strickst Du einzelne Schlauchstreifen und setzt sie dann verschoben zusammenJedenfalls – mega schön und keine Spur von Verwertung inflationär eingewanderter Konen!
LG
Monika
Hallo, Monika,
freut mich, dass dir die Decken gefallen!
Mit Rundkurbler oder Doppelbettmaschine ist das kein Problem. Das Zusammennähen bleibt natürlich nicht erspart, egal, wie schnell die Schläuche gestrickt sind 🙂
Ich zeichne mir die Anordnung der Muster vorher in Excel auf und fange dann mit der Farbe, die dran ist an. Die Schläuche sind immer gleich lang.
Seltsam ist: die Konen scheinen nicht weniger zu werden, nur die Farben.
Zwei Decken sind bestimmt noch rauszuholen, nun werden die Anforderungen an die Nuster aber immer größer.
Viele Grüße
Michaela
Mir hat mal jemand gesagt ihr kämen die besten Ideen beim Staubsaugen. Mir passiert das nicht. Mir passiert aber immer wieder dass ich während des staubsaugens, wie von Geisterhand an mein Wollregal gezogen werde. Dort muss ich dann diverse Farbkombinationen ausprobieren, immer wieder umstellen, solange, bis mir zum richtig Staub saugen beinahe keine Zeit mehr übrig bleibt.
Hallo, Waltraud,
leider kommen mir beim Staubsaugen nur die Gedanken, schnell fertig zu werden, bei gebotener Gründlichkeit. Man soll es nicht glauben, ich brauche für Wohnung und Treppenhaus eine Dreiviertelstunde. Meine Garne sind glücklicherweise gut verstaut, so sind die Verlockungen nicht so groß, dort herumzustöbern. Aber wenigstens ist das eine spannende Ablenkung.
Viele Grüße
Michaela
Die letzte Decke habe ich auch schon sehr bewundert. Und bei dieser ist jetzt endlich mal ein Kommentar fällig: Einfach toll. Und eine sehr gekonnte Vewertung – oder besser Veredelung – der Garne!
Und: ach, ja, der leidige Staub! …
LG
Hummelbrummel
Hallo, Hummelbrummel,
danke für deine Anerkennung!
Die nächste ist schon in Arbeit, das viele Konengarn, das ehedem hier eingewandert ist, wird und wird nicht weniger, nur die passenden Farben …
Stay tuned!
Viele Grüße
Michaela