Riesenbiesen aus dem “Book of Haps”

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Manchmal könnte man sich Monogramme in den Hintern beißen, weil so viele schöne Strickbücher aufs Mal auf den Markt kommen. Das einzelne kann gar nicht richtig gewürdigt werden.
Ganz neu erschienen – im Juni 2016 – ist das “Book of Haps” –  herausgegeben von Kate Davies. Demnächst werde ich darüber eine Buchbesprechung machen, bei der auch einzelne Modelle vorgestellt werden.
Eigentlich habe ich das Buch “nur” als historische Information lesen wollen, weil mich auf Anhieb keins der Modelle angesprungen hat. Uneigentlich hätte ich dann beim Lesen am liebsten mehrere Modelle gleich angefangen.
Zum Bgriff “Hap”: es ist die aus dem Schottischen stammende Bezeichnung für “Alltagsschal” im Unterschied zu Shawl (Schal), Wrap (Umhang, Umschlagstuch) oder Stole (Stola), die eher dem “vornehmeren” Gebrauch zugedacht wurden.

Der “Hap” , den ich schließlich anschlug, ist ein hervorragendes Projekt, Einzelknäuel verschiedener Provenienz zu verarbeiten. Natürlich hat er dann nicht das perfekte Aussehen des Haps mit der Originalwolle, jedoch ermöglicht die Machart lebendige Endprodukte: in gediegenen und gedeckten Farben für den Herrn ebenso wie in kreischbunten Garnen, die irgendwie seltsamerweise in den Vorrat eingewandert sind, für Kinder oder wagemutige Stilmixerinnen.

Der von mir gewählte Nut-Hap der Designerin Jen Arnall-Culliford basiert farblich betrachtet auf der Vorliebe der Gestalterin für Waldspaziergänge mit Vogelbeobachtung. Demgemäß hat sie die farbliche Zusammensetzung der Garne auf einen der von ihr beobachteten Vögel abgestimmt. Das haben auch die Strickerinnen vieler anderer Modelle so gehandhabt und schöne Bilder des von ihnen gewählten Vogelgefieders veröffentlicht. Bei mir ging das profaner zu: Blick in den Behälter mit bisher unverwertbaren Geringstmengen, farblich passende Garne entnommen und losgelegt.

 

 

 

 

 

Die “Hauptfarbe” und der größte Teil des Haps besteht aus dem Restgarn dieser Jacke. die von mir immer gern getragen wird. Ich habe das Garn einfädig verstrickt und alles aufgebraucht, es war gerade noch ein knapper Meter übrig. Dazu kamen zwei verschiedene Weinrot-Töne aus Alpaca (aus einem Restekorb), ein Knäuel lila-weinrote Melange aus reinem Merino und eine Wolle-Alpaca-Mischung in Grün.

 

 

 

 

 

 

 

Die Rückseite der Biesen

Anhand der Breite der Streifen rechts kann man erkennen, wie unterschiedlich sich die Garne mit gleicher Nadelstärke und Reihenzahl verhalten: die Merinowolle erzeugt den schmalsten Streifen, die Mischung mit Alpaca wird breiter und das reine Alpaca geht sowohl in die Breite als auch in die Länge.
Bei einem Projekt, das Maßhaltigkeit erfordert, ist also eine Maschenprobe unerlässlich. Wie gut, dass es Modelle gibt, wo man diese unterschiedlichen Qualitäten nicht nur ungeniert einsetzen kann, nein, sie erzeugen auch einen dynamischen Effekt.

Der Schal im gewaschenen Zustand

… und vor dem Waschen

Man hat so viele Möglichkeiten zum Drapieren!
Je nach Garn bleibt der Hap auch gut liegen
Hier sieht man gut, wie sich die Biesen an den Hals schmiegen und wärmen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stricktechnisch wird mit fast 700 Maschen begonnen, die mittels rundem oder Italienischem Anschlag aufgenommen werden sollen. Die empfohlene Methode in der Anleitung wird von mir nicht favorisiert, sowas Umständliches wollte ich mir nicht antun, sondern habe diese Methode ohne Hilfsfaden genommen, die ich schon seit über 30 Jahren praktiziere. In anderen Projekten bei Ravelry wird die von der Designerin vorgeschlagene Technik ebenfalls nicht als der Weisheit letzter Schluss empfunden.
Mittels verkürzter Reihen werden an den Schalenden Rundungen erzeugt. Ich habe nach den Rundungen so lange gerade hoch gestrickt, bis das Garn zuende war. Danach werden die Biesen nach spezieller Technik gestrickt. Aus Copyright-Gründen werde ich darauf nicht eingehen. Nur soviel: da mir für manche Biesen das Garn in der entsprechenden Farbe nicht gereicht hatte, nahm ich einfach von einer Farbe, von der es mehr gab, oder andere Reste. Sieht man auf der Schauseite nicht im mindesten.

Was ich auch verändert habe: im Original liegen die Biesen zum Hals hin, bei mir vom Hals weg. Ich bilde mir ein, der Schal liegt dann besser auf und um die Schultern, und die Biesen bleiben besser in der liegenden Form und klappen nicht um. Hoffentlich hat die Strickpolizei ein Einsehen.

Ich bin sicher, dieses Modell werde ich noch einmal stricken, obwohl im Vorrat die Einzelknäuel jetzt knapp werden.

LanArta

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2 Responses

  1. Liebe Michaela!

    Der Schal ist ein richtiger Hingucker, sehr schön und originell! Zudem eine tolle Resteverwertung!

    Beste Grüße von Annette

    • Liebe Annette,

      vielen Dank für deine Anerkennung!
      Du wirst es nicht glauben, der zweite Hap ist auch schon fertig, jetzt habe ich keine passenden Reste mehr. Den stelle ich zusammen mit dem Book of Haps vor, nächste Woche.

      Viele Grüße
      Michaela

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