Nach und nach werden Geschenke fertig. Diese Kurzjacke bekommt meine Nichte. Letztes Jahr musste sie mit einem sehr überschaubaren Geschenk vorlieb nehmen, denn sie absolvierte mit ihren gerade mal 18 Jahren ein Freiwilligenjahr an einer Schule mitten in der Dominikanischen Republik, nicht an schönen Stränden.

In karger Behausung lebend, eintöniges Essen verzehrend und mit unzähligen Provisorien lebend unterrichtete sie 20 Stunden pro Woche Schulkinder in Englisch. Die Jugendlichen waren teilweise gerade mal eineinhalb Jahre jünger als sie. Später kam auch noch Gartengestaltung dazu. Übrigens werden diese Freiwilligen nicht bezahlt, sondern die Familie muss erst einmal etwas zahlen, damit dieses Freiwilligenjahr überhaupt angetreten werden kann. Der Aufenthalt wird dann über Entwicklungshilfe finanziert.

Um die Überbringung des Geschenks rankte sich noch eine Anekdote. Die Mutter meiner Nichte ging Anfang Dezember letzten Jahres gerade aus dem Haus, um ihre Tochter in der Dom. Rep. zu besuchen und bis Weihnachten zu bleiben.
Als sie die Tür abschloss, übergab die Postbotin mein Päckchen. Meine Schwägerin packte es ohne zu öffnen in ihre Tasche und fuhr los. Sie bangte unterwegs die ganze Zeit, in dem Päckchen könne etwas drin sein, was nicht mit ins Flugzeug dürfe. Aber daran hatte die schlaue Tante natürlich gedacht 🙂

 

Daher gibt es in diesem Jahr diese Biker Jacke aus Cashcot-Garn, also einer Mischung aus Baumwolle mit einem Hauch Cashmere. Die ursprüngliche Farbe war genau diese, allerdings nahm ich ein  Sonderangebot wahr, bei dem 500g 20 € kosteten.

 

 

 

 

Das doppelte Reiskorn-Muster wirkt besonders plastisch, denn alle rechten Maschen werden verschränkt gestrickt. Die Anleitung stammt aus dem Heft Fantastische Strickideen 3/2014, von diesem Modell habe ich keine Abbildung gefunden.

 

Ich strickte die Anleitung für die kleinere Größe 36 und verlängerte die Ärmel von dreiviertel auf lang.

 


Mit den Bildern hat’s gedauert: ich fand nämlich keine Knöpfe. Anders ausgedrückt: wenn unser Kurzwarenladen aufmachte, war ich schon bei der Arbeit, wenn ich wieder kam, war er zu. In der Nähe meines Arbeitsplatzes gibt es keinen Laden mit Knöpfen, und in die nächste Großstadt wollte ich nicht wegen zweier Knöpfe fahren.

Ich finde, die Suche hat sich rentiert.

 

 

Es war von vornherein klar, dass diese Farbe überfärbt werden würde. Die Partien wurden etwas abgebunden und ich tauchte die Jacke dreimal in die Färbeküpe, jeweils eine Viertelstunde. Zum Schluss war die Jacke so lange im Einmachtopf, bis das Farbwasser ausgekühlt war. Dennoch sieht man zwischen dem dritten und dem vierten Farbfeld kaum noch einen Unterschied, die Farbe war also da schon von den vorherigen Tauchgängen aufgesogen. Übrigens ließ ich das Farbwasser ständig leicht brodeln.

Nach dem Abkühlen habe ich die Jacke mit 40-Grad-Wollwäsche in der Maschine gewaschen. 20 Jahre hat das Mädchen auf dem Buckel und wäscht, und wäscht …

Bedauerlicherweise ist meine Schöne Helena üppiger als Größe 36, so dass es keine präsentableren Bilder geben kann. Vielleicht bekomme ich von der Nichte im kommenden Jahr ein Tragefoto

LanArta

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