Pfeilspitzen – Pilespidser

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Das Buch “Afrika” von Marianne Isager habe ich bereits im Jahre 1999 gekauft, als es frisch erschienen war.

Im Jahr 2001 habe ich dann den Handstrickapparat Brother KH 830 erstanden, der seinerzeit schon 25 Jahre alt war.
Den Pullover “Pilespidser” wollte ich definitiv damit stricken und habe die Lochkarten dafür angefertigt. Ganz schlau: sogar mit den Übergängen von einem zum anderen Muster, also von den Zacken zu den Pfeilen. Nicht bedacht hatte ich, dass die Übergänge sich teilweise nach der Maschenprobe richten müssen, war insofern eine sorgfältige, aber überflüssige Maßnahme.


Ebenfalls war mir im Eifer entgangen, dass die Maschenzahl für den Pullover die 200 Nadeln des Handstrickapparates weit überschritt und ich somit gar nicht die Längen von Vorder- und Rückenteil erreichen würde. Der Pullover ist von den Ärmeln her quer gestrickt.

 

Beim Trocknen auf dem Kleiderbügel
Mit diesen Folgen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und ich hatte nicht das passende Garn. Nein: das ist eine Verbrämung; das nicht vorhandene Garn wurde vorgeschoben, damit ich mich nicht tiefer in die Materie einarbeiten musste, meine Kenntnisse des Strickapparats überforderten mich in jener Zeit noch gewaltig.

Also lag das Projekt lange Jahre brach. Übrigens hatte ich sogar die deutsche Übersetzung des dänischen Buches mitgeliefert bekommen, aber ich kann euch sagen: diese müssen von einer Nichtstrickerin angefertigt worden sein, denn ich konnte damit gar nichts anfangen. Schon den Ponchosweater von 1997 aus dem Buch INKA, den Inca Child Pullover und die Afrikans Domino Jacke, ebenfalls aus dem Buch Afrika habe ich mir aus dem Dänischen selbst übersetzt. Ich konnte damals noch weniger Dänisch als heute. Immerhin habe ich die Hauptstrickbegriffe mittlerweile einfach auswendig gelernt. Und auch die Übersetzungsfunktion von Google erkennt mittlerweile die Abkürzungen im Strickbereich. Kein Grund also zur Verzweiflung oder zur Aussage “ich kann kein Dänisch”. Wer will, der kann auch.

Mit einer Auswahl des Leinens,  Petrol als Hauptfarbe und verschiedene Grüns und Türkis als Nebenfarbe fertigte ich den Pullover an. Die Weite habe ich gemäß Maschenprobe berechnet, bei der Länge alle 200 Maschen genutzt.

Das Garn nahm ich doppelt mit der Einstellung der Maschenweite 8.., es hätte auch ein Punkt mehr sein können, also MW 9. Wer dieses Leinen kennt, weiß, dass es sehr eigenwillig ist. Es wurde gut paraffiniert, und blieb brav auf den Nadeln, 600g habe ich benötigt für die Größe 42, und es trägt sich sehr angenehm. Mit der Körperwärme wird das Leinen weich und schmiegsam.
Hier kann man sehen, wie mein Wollwickler die Knäuel buchstäblich “standfest” wickelt.

 

Nach dem Trocknen hatte sich die Maschenprobe unwesentlich geändert. Beim Tragen wurde die etwas spröde Anmutung wieder weicher und schmiegsam.

Das petrolfarbene Garn blutete stark aus, übertrug sich jedoch nicht auf die anderen Farben.

Kompetente Hilfe bei der Schnittliniengestaltung

Überwachung der Sicherungsnähte
Cut!
Der Ausschnitt
Die Schnittlinie am Pullover

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zunächst wurde der sog. “Müllschluckerkragen” gearbeitet, dann ein Rollkäntchen gestrickt.

Üblicherweise macht man das mit dem Handstrickapparat, dazu hätte jedoch die Schulter aufgeschnitten werden sollen.

Das habe ich dann doch schneller mit Handstrick hinbekommen.

Dem Umstand, dass die Nadeln am Handstrickapparat für die Länge nicht reichen, bin ich damit begegnet, dass ich hinten und vorn mit dem Ärmelmuster verlängert habe.  Den Kragen habe ich mit der Cut & Sew -Methode ausgearbeitet und von Hand den Kragen angestrickt. Dafür habe ich eine Abdeckung für die Schnittkante gestrickt und umgenäht. Aus einer eingearbeiteten Linksreihe wurden die Maschen aufgenommen und noch ein Rollkäntchen gearbeitet.

Bei der Nebenfarbe habe ich einfach neues Garn angesetzt, wenn das alte aufgebraucht war. Das entspricht auch der Vorgehensweise in Afrika, beobachtet in Zimbabwe, wo die Hälfte meiner Verwandtschaft zuhause oder begraben ist. Eine interessante Verwandtschaft mit gemischten Hautfarben und Religionen.
Dort ist Perfektion beim Handgemachten fast nebensächlich: Die Struktur wird beibehalten, aber wenn das Material ausgeht, wird einfach mit frischem weiter gearbeitet. So erhalten Körbe, Kleidung, Decken und anderes einen Unikat-Charakter, weil es einfach keine Möglichkeit gibt, industriellen Normen zu folgen.

Ich werde den Pullover sicher noch einmal arbeiten, unter der Maßgabe, vorhandenes Garn zu nutzen, dann aus Wolle oder Wollgemisch

LanArta

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4 Responses

  1. Ja, Leinen sagt man wundersame Dinge nach! Aber das der Pulli auch etwas wärmt, hätte ich auf Anhieb nicht gedacht…

    Diese Ausschnittlösung habe ich bislang auch noch nicht gesehen. Die hast Du schön gelöst.

    • Es ist eigentlich eine Vorgehensweise aus dem Stricken mit Handapparat. Bzw. der Norwegertechnik, wo man mit Steeks arbeitet. Nur, dass der Maschenbereich fehlt, um das Gestrick zu sichern.
      Ich wollte das einfach nochmal ausprobieren. Abketten wäre auch gegangen, dann hätte der eine Teil mit Kontrast stillgelegt werden müssen und die beiden Teile hinterher wieder im richtigen Muster wieder zusammen gefügt.
      Welche der beiden Methoden jetzt schneller ging, ist schwer abzuschätzen.

    • Danke! Und es trägt sich sehr angenehm. Am Freitag war es auf einmal ziemlich warm, aber der Pulli begünstigte keinen Schweißausbruch. Dann ging auf einmal ein eisiger Wind, und auch das hat er bravourös gemeistert.