Gestricktes aus der Literatur

Mein nächstes Strickstück wird sich mit einem Projekt beschäftigen, das bereits 1509 erwähnt wurde, in einer Geschichte im mittelalterlichen Volksbuch „Fortunatus“. Nach meinem Wissen wurde es noch nicht als Gestrick umgesetzt, so dass es fast eine Premiere ist. Fast, weil ich selbst davon bereits im Oktober 2011 einen Prototypen hergestellt habe, der die Vierdimensionalität repräsentiert.
Zur Geschichte selbst werde ich in einem weiteren Beitrag noch etwas erläutern. Der Inhalt hat einen moralischen Aspekt, bei dem der unbegrenzte Erhalt von Geld eine Rolle spielt, und wie dieser freie Zufluss von monetären Mitteln Einfluss auf den Charakter nimmt. Dabei kommt außerdem eine mathematische Besonderheit ins Spiel, die später von Lewis Carroll näher beschrieben wird, den wir von „Alice im Wunderland“ kennen. Lewis Carroll war nicht nur phantasievoll, sondern hatte auch eine Begabung für die Darstellung mathematischer Rätsel.
Und um genau diese mathematisch-geometrische Besonderheit wird es bei dem Strickstück gehen.
Das Titelbild des Beitrags stammt aus dieser Bildquelle

Bei meinen Recherchen bin ich auf  einige bekannte fiktionale und „echte“ Personen gestoßen, bei denen das Stricken eine besondere Bedeutung hat.

Stricken als Nebenhandlung mit mehr oder weniger großem Einfluss auf das Geschehen oder zur Charakterisierung handelnder Personen finden wir schon frühzeitig in der Literatur. Damit möchte ich nicht auf die Strickliteratur eingehen, die es seit Beginn des Jahrtausends häufig gibt: Belletristik, bei der Stricken, Garn, Nadeln, Wolleläden das Sujet sind und sich die Handlung drumherum rankt, in Form von glücklichen oder unglücklichen Liebschaften, Morden oder Existenzgründungen.

Beginnen wir mit den trivialeren Akteur*innen, die in der Literatur stricken.
Nehmen wir die „jüngste“ Strickprotagonistin Mrs. Weasley aus Harry Potter, die ihre Lieben in Strick hüllt. Zu den Lieben gehört auch Harry Potter als Freund ihres Sohnes Ron.
Weniger bekannt ist, weil nur einmal kurz erwähnt, dass auch Hagrid strickt. Wir erfahren es im ersten Band, als er mit Harry erstmals in die Winkelgasse fährt.
Frei von mir übersetzt: „Hagrid nahm zwei Plätze ein [im Zug] und strickte an etwas, das wie ein kanariengelbes Zirkuszelt aussah“
Leider konnte ich vom strickenden Hagrid kein Bild finden, aber Molly Weasley, wie sie ein Häkelteil à la 70-er Jahre trägt.

Molly Weasley in ihrem Hauskleid Bildquelle 

 

Die selbst strickenden Nadeln von Molly Weasley Bildquelle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dann dürfte allen die berühmte Detektivin Miss Marple bekannt sein, die in Gerichtsverhandlungen den Richter verwirrt und auch vor allem beim Problemlösen das Strickzeug für unentbehrlich hält.

Bildquelle

 

Ich möchte nicht auf die vielen Schauspielerinnen und Schauspieler eingehen, die ihre Drehpausen mit Stricken füllen und statt dessen auf diesen Link auf Pinterest verweisen, der Berühmtheiten beim Umgang mit Nadeln zeigt.

Eine der bekanntesten Strickerinnen in der Literatur dürfte Mme. Defarge aus der Charles-Dickens-Novelle „Geschichte aus zwei Städten“ sein, die in geheimer Strickschrift eine Liste ihrer designierten Opfer, die sie gerne an der Guillotine sah,  in ein Tuch verarbeitet. Sie strickt aus politischen Gründen, eine spannende Ausdrucksform des Handwerks. Hier ist eine Annahme, welche Technik bzw. Codes Mme. Defarge wohl benutzt haben könnte.

Die Figur Thérèse Defarge dürfte für Charles Dickens, der selbst das Stricken gut beherrscht haben soll von der Französischen Revolution  inspiriert sein, in dem die Gruppe der „Strickerinnen“, die sog. Tricoteuses  ihre eigene Rolle spielten, die eine radikale Haltung widergespiegelt haben soll. Als Frauen im politischen Leben ruhig gestellt, lebten sie strickend (auch im metaphorischen Sinn) ihre eigene Revolution in der Revolution.

(Kommt mir die Idee: ich könnte einen Vortrag über gestrickte Cryptografie wieder aufleben lassen und aktualisieren, den ich vor vier Jahren einmal hielt.)

Im nächsten Beitrag werde ich das historische Gebilde, von dem schon 1509 die Rede war, als Kopfbedeckung umgestaltet, vorstellen.
Inspiriert wurde ich dabei von Sarah-Marie Belcastro, die mit Carolyn Yackel das Buch „Making Mathematics with Needlework“ heraus gab. In diesem Buch wird ein genähtes Beispiel von Fortunatus‘ Purse vorgestellt.
Es handelt sich um ein topologisches Gebilde, das kein Innen und kein Außen hat, genau, wie ein Möbiusband. Meine Mütze vereinigt drei Quadrate zu zwei Möbii und einer Fläche. Ich kann schon sagen: es ist nicht einfach, das letzte Quadrat so anzunähen, dass von allen Seiten keine Naht sichtbar ist.
Wesentlich dabei ist, ein Muster zu nehmen, dass von zwei Seiten gleich aussieht, bzw. sich nicht rollt.

LanArta

2 Responses

    • Deine Neugier ehrt mich!
      Die Teile sind fertig, die ersten beiden auch schon abgelichtet. Muss ja im Tageslicht passieren. Sollte also am Wochenende soweit sein.
      Obwohl ich eigentlich noch einen Technikteil dazwischen schieben wollte …