Workshop: Ergebnisse und Erlebnisse

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Was sich hier angekündigte, gestaltete sich als einmaliger Tag. Dass ich schon um fünf Uhr aufstand, war nicht meiner Aufregung geschuldet, sondern meinem Nebenjob, es musste noch ein Zeitungsartikel geschrieben werden, und ein Protokoll.
Dann wurden Brötchen fürs Frühstück geholt, anschließend fuhren Angi und ich ganz entspannt nach Breisach. Elke und ihre beiden Schwestern hatten alles aufgeboten, um es der Gruppe gemütlich zu machen: Obst, Getränke, gutes Wetter, ein wunderbarer heller Kursraum.
Zum Mittagessen fuhren wir an den Rhein, praktisch um die Ecke, wo wir bei Sonne und starkem Wind von freundlichem Personal schnell und lecker verköstigt wurden. Die Kellner machten jeden Jux mit, und wir lachten uns kringelig, bis jede ihre Bestellung abgegeben hatte.

Der Kurs begann damit, dass wir Veras mitgebrachte Stricksachen bewunderten, immer klasse, wenn man die Designs live und in Farbe sehen kann. Sie waren Beispiele für verschiedene Möglichkeiten, Pullover, Jacken oder Boleros von oben zu stricken und dienten als Einstieg ins Thema.

Originale

Wir begannen mit dem Vermessen unserer Körpermaße.
Angi vermutete, sie habe einen breiten Rücken, weil sie auch groß ist. Spannenderweise stellte sich heraus, dass ihrer 4cm schmaler war als meiner. Mir ist jetzt auch klar, warum einige Blazer am Oberarm spannen: die Ärmel gleichen die fehlende Rückenweite aus.

Als wir die Maße hatten, verglichen wir sie mit den gängigen Konfektionsmaßen nach amerikanischer Norm, die Vera auch vom angelsächsischen ins metrische System übertragen hatte. Nun wurde uns klar, warum die Designs von Vera Sanon so eine exquisite Passform haben: man kann sie perfekt an sich anpassen, weil sie von oben am Stück gestrickt sind.

Hat jemand Keulenarme? Kein Problem: nach Veras Methode kann man den Ärmelumfang anpassen, ohne, dass damit Materialüberschuss an anderen Stellen entsteht und Falten wirft. Keine Oberweite? Nicht tragisch. Kaum Taille? Mit Veras Anpassungsmethode strickt man sich eine. Größeres Gourmetgewölbe? Kein Thema: Vera zaubert Busen und eine Schnittführung, die von der Wampe ablenkt.

Der Vormittag ging herum wie nix. Hier sieht man, wie konzentriert den Ausführungen gefolgt wurde. Die Teilnehmerinnen kamen aus allen Richtungen: aus Würzburg, Heilbronn, Frankreich und der Schweiz.

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Vera

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Vera ist eine witzige sympathische Frau, der öfter einmal der Schalk im Nacken sitzt. Sie erklärt so logisch und überzeugend, dass man sich fragt, warum man auf eine derart einleuchtende Sache nicht selbst gekommen ist.
Die Methoden sind sicher nicht brandneu, jedoch ist es etwas anderes, wenn man sie sich anhand von Schriftwerken aneignet. Im Kurs wurde anhand der Erläuterungen deutlich, warum die Technik funktioniert und die Pullis so gut sitzen, auch an Figuren, die viele Modedesigner keines zweiten Blickes würdigen.
Vera ist selbst kein Magermodel, umso überzeugender kommen ihre Argumente herüber.
Das e-Book gab es zusammen mit dem Kurs, und so kann man jederzeit das Gehörte und Gesehene noch einmal für sich nachvollziehen.

Nach dem Essen ging es dann in praktischer Form weiter. Die Hausaufgaben dienten dazu als Grundlage. Wir begannen gleich mit dem Aufwändigsten, dem ins Armloch eingestrickten Ärmel. Dazu kann man einen herkömmlich gestrickten Pullover nehmen, der bereits zusammen genäht ist. Insbesondere, wer gern eine Schulterschrägung zur Passformverbesserung hat, kann in den Ärmelausschnitt den Ärmel einstricken und die Länge anpassen.

Aermel
Das Ergebnis eines eingestrickten Ärmels sieht man im linken Bild von der Seite.

 

Contiguous

 

 

 

 

 

 

 

Auch die Contiguous-Methode wurde erarbeitet. Endlich hörte ich das Wort einmal richtig ausgesprochen. Allerdings überzeugt mich die Methode aus verschiedenen Gründen nicht so.

 

Sattel

Diese Variante ist ausbaufähig. Wir sehen hier einen Probeflecken mit gerader Schulterkante, aber eine Schulterschrägung ist gut möglich, um die Passform zu optimieren. Die erfahrene Strickerin weiß sich da zu helfen. Der angestrickte Ärmel lässt viel Spielraum für die eigene Gestaltung. Ich habe auf jeden Fall schon eine Idee für eine Jacke mit speziell gestalteter Passe.

 

 

Wir haben also in kürzester Zeit jede Menge Möglichkeiten kennen gelernt, unsere selbst gestalteten Kleidungsstücke mit guter Passform zu versehen. Ich glaube, den schlichten Raglan von oben gestrickt werde ich nicht mehr anfertigen, zumindest nicht ohne Anpassungen an meine Figur.

 

LanArta

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2 Responses

  1. Es geht doch nichts über gute handgemachte Kleidung 😉 Verachte nicht den von oben eingestrickten Ärmel, der ist mit dem richtigen Muster eine echte Bereicherung- Ich hab den für mich quasi selbst erfunden und weiß nun, wie er “richtig” funktiniert 😉

    • Oh, nein! Den von oben eingestrickten Ärmel werde ich bestimmt auch einmal machen. Klasse, dass du deine eigene “Unvention” (E. Zimmermann) nun optimieren konntest.
      Man würde ja am liebsten alles aufs Mal testen. Bloß wann?

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