Hinter uns mein Land

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Habe ich schon berichtet, dass ich gerne Poetry Slam mag?  Auch Science Slam. Hier bekommt man in 10 – 15 Minuten komprimiert wissenschaftliche Erkenntnisse präsentiert, meist in gut gestalteter Darbietung.

Bisher habe ich meine Blog-Beiträge weitgehend politikfrei gehalten. Bald ist Wahlzeit, und da kriechen sie aus Schlammkuhlen, Löchern, hüpfen aus Sandkästen und Spielwiesen. Parteien und Gruppierungen, die dem Wahlvolk ein paar Stimmen aus den Rippen leiern wollen und sich mit rechtspopulistischen und teilweise volksverhetzenden Parolen mit rassistischem Einschlag anbiedern. Wohlverpackt in gefälligen Worten, die dem arglosen Bürger unreflektiert ins Hirn rieseln, und frei von praktikablen Programmen, die der Lebenswirklichkeit gerecht werden.

Mir scheint, dass sich deren Kräfte in der Hetze erschöpfen, nicht bei der Arbeit zur Integration von Flüchtlingen. Ja, das ist oft mühsam, ja der direkte Umgang mit diesen Menschen ist nicht immer einfach. Ja, die Neubürger sind nicht passenderweise pflegeleicht und manchmal auch anmaßend “I wish, you bring”. Und ja, man darf es äußern, wenn man es in der Flüchtlingshilfe direkt erlebt hat. Und man hat viel zu lernen. Gutmensch sein reicht nicht, im Gegenteil, es ist eher hinderlich bei der direkten Begegnung mit den Menschen, denen man Gutes tun will, und deren Vorstellungen nicht unbedingt deckungsgleich mit der bisher gepflegten Sozialromantik sind. Sozusagen der Zusammenprall von Theorie und Praxis.

Wenn die genannten quasipolitischen Gruppierungen ihre Energie in die direkte und unmittelbare Arbeit und Hilfe für und mit Flüchtlingen stecken würden, merkten sie, wie sich ihre Ängste vor einer Überfremdung auflösen könnten. Sie stünden mittendrin und könnten lenken, statt ihren Frust in Demonstrationen und aufwiegelnden Reden auszuleben. Wem nützen die?
Etliche dieser selbsternannten “Retter des deutschen Volkes” bezeichnen sich als Christen, damit ist keine Partei gemeint. Da wurde wohl ziemlich falsch verstanden, was Christsein auszeichnet. Christ ist man nicht durch die Taufe oder die Geburt im christlichen Abendland, sondern christlich wird man durch entsprechende Handlungs- und Verhaltensweisen. Praktischerweise muss man dazu nicht einmal religiös oder gläubig sein, es zählt die Tat.

Eine meiner Großmütter war übrigens deutscher Flüchtling. Schwanger in Eiseskälte unterwegs. Und die andere musste sich entscheiden, ob sie zukünftig Deutsche oder Französin sein wollte. In jedem Fall war es schwer, die Folgen der Entscheidung zu tragen.

Ich möchte es an dieser Stelle gut sein lassen und wieder zu meinen Eingangsworten zurückkehren: Poetry Slam. Eine wunderbare Art, eine Kunstform, Ereignisse in Worte und Stimmungen zu verpacken. Literatur mit Kraft und Wirkfaktor.

Diese Darbietung hat mich ergriffen. Bitte unbedingt bis zum Ende ansehen, wo die Überraschung zupackt.

Text und Vortrag :
Babak Ghassim (https://www.instagram.com/gondebak/)
Usama Elyas (https://www.facebook.com/Ususmango)

LanArta

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