Stricken für den guten Zweck – Teil 2

Am 22. November war ich eingeladen, am “Tag der offenen Werkstatt” im Maschenmuseum Albstadt eine Flachbettmaschine vorzuführen. Ich nahm meinen Handstrickapparat Brother KH830 nebst Doppelbett KR850 mit und fuhr durch den ersten Schnee durch den Schwarzwald auf die Alb.

Die Fachmannen des Museums hatten neben den Rundstrickern für Trikotagen und der anschaulichen Museumsbestückung auch alte Strickmaschinen aus der Zeit zwischen 1850 und 1890 aufgebaut. Ähnliche Maschinen hatte ich bereits bei meinem Islandbesuch gesehen. Leider war ich “on duty” und konnte mir nicht die Zeit nehmen, die Apparate genauer in Augenschein zu nehmen und zu fotografieren. Immerhin konnte man seinerzeit schon Stücke von ca. 60cm Breite stricken.

Als erstes besichtigte ich einen Apparat gleicher Bauart wie meine, der dem Maschenmuseum geschenkt wurde.Die Herren Museumskuratoren kennen Rundstricker bis ins kleinste Schräubchen, waren sich aber nicht sicher, ob sie einem Schrotthaufen aufgesessen waren. In weiser Voraussicht hatte ich eine Blanko-Sperrschiene und Polstermaterial mitgenommen und zeigte, wie man eine Nadelsperrschiene frisch polstert. Ohne diese geht gar nichts. Bei der alten Sperrschiene – aber das ahnte ich schon – zerbröselte die Füllung in Tausende Krümel und konnte so ihren Dienst natürlich nicht mehr versehen. Nach dem Einschieben der neuen Schiene klappte der Maschenanschlag ausgezeichnet und das Stricken funktionierte. Weitere Funktionen habe ich nicht getestet, denn der Apparat war verharzt und verklebt und muss einer Grundreinigung unterzogen werden.

Wie schon einige Male erwähnt, habe ich eine Anleitung für eine Brother-Maschinenreinigung auf Kerstins Strickmodenseite hinterlegt, so dass die Herren gleich loslegen können.

Nun baute ich meine eigene Maschine auf und die Vorführung begann. Ich zeigte das Rundstricken am Doppelbett, indem ich eine dieser Mützen anfertigte.

Die Zeit während der Vorführung vergeht ja wie im Fluge, so dass ich nicht viel Rüstzeit investieren wollte.

Um die Lochkartenfunktion in Aktion zu zeigen, strickte ich diesen Schal mit einer Baumwoll-Acryl-Chenille und einer Baumwoll-Wollmischung mit einem Muster aus selbst gelochter Lockarte. Das Ergebnis sieht aus, wie ein Polstermuster aus der Art-Deco-Zeit.

Es durften auch einige Besucher den Schlitten schieben und wunderten sich, worauf man alles achten muss: Randmaschenmusterung, Garnfäden immer schön an Ort und Stelle, damit kein Verheddern entsteht, Gewichte nachhängen und anderes mehr. Die Kundigen am Handstrickapparat wissen, was gemeint ist.

Den Rest des Schals habe ich dann rasch mit dem lachsfarbenen Garn gestrickt, damit die Museumskuratoren dann auch in ihren Feierabend gehen können.

Ich hoffe, ich werde wieder einmal eingeladen :-), die Versorgung mit Gebäck und Kaffee war für mich nämlich inbegriffen.

Der Schal wird ein Geschenk werden.

 

 

 

Dann habe ich auch einmal das berühmte “Summit”-Muster ausprobiert, bei dem ich mich handstrickend zu Tode gelangweilt habe. Das Original stammt von John Allen, der es bereits 1985 in einem seiner Muster- und Modellbücher, “The Machine Knitting Book” veröffentlicht hat. Ich habe mir vorgenommen, seine Bücher im kommenden Jahr verstärkt zu nutzen.

Das Muster wurde nicht nur im Summit verbraten, sondern auch als Dreiecktuch unter dem Namen Aparne bei Twist Collective veröffentlicht.

Ich hab das mal so abgeguckt und für meine Versuche adaptiert.

Es ist oft schwierig, auf dem Handstrickapparat große Flächen ohne zu stückeln zu arbeiten, weil man einerseits mit dünnem Garn strickt, andererseits die Maschenzahl durch 200 Nadeln begrenzt ist. Da hält man immer Ausschau nach Mustern, die einem große Flächen ermöglichen.

Auf diesem schwedischen Strickblog fand ich eine Beschreibung für ein Umschlagtuch, die ich gleich ausgetestet habe. Sehr simpel und auch erweiterbar. Demnächst will ich es einmal mit einem Lochmuster versuchen.

Aus einer Wolle-Poly-Mischung

 

Hier noch in Baumwollchenille, die das Muster völlig schluckt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schließlich habe ich auch noch Cremas Muster für diesen Cowl ausgetestet, bei dem die Näherei länger gedauert hat als das Stricken. So haben die diversen Garne eine schöne Bestimmung gefunden. Besonders die Kone Chenille kann jetzt adäquat eingesetzt werden. Alle Maschenproben zeigten: das Garn wabbelt in alle Richtungen und ist für sich genommen in kein vernünftiges Kleidungsstück zu verwandeln. Aber in Verbindung mit einem glatten Garn kann man damit tolle Effekte erzielen.
Dieses Flechtaccessoire habe ich aus Resten von Baumwoll-Schurwollmischungen angefertigt.

 

 

LanArta

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